Literarisches aus dem Reich der Mitte: Leipzig liest Chinesisch
admin | Posted 09/03/2009 | Autoren | Keine Kommentare »
Vom 12. bis 15. März 2009 präsentiert sich China, der Ehrengast der
Frankfurter Buchmesse 2009, auf der Leipziger Buchmesse. Chinesische
Literatur und Dichtung sowie die chinesische Verlagswelt stehen im
Mittelpunkt der Präsentation auf dem Messegelände. Das Programm setzt
sich in der City mit der Reihe "Leipzig liest" fort: Lesungen und
Diskussionen stehen auf dem Programm des Leipziger Konfuzius-Instituts.
Die chinesische Lyrik wird im traditionellen Ambiente des Gohliser Schlösschens zu Gast sein. Die Aktivitäten in Leipzig bilden den Auftakt eines deutschlandweiten Programms, das Chinesische Literatur bis zum Herbst vorstellen will.
Mit der Leipziger Buchmesse beginnt China das literarische Jahr in Deutschland, bei dem die chinesische Verlagsindustrie, die vielfältige chinesische Literaturlandschaft und nicht zuletzt renommierte als auch junge Schriftsteller aus dem Land des Lächelns im Vordergrund stehen werden.
Zu Beginn der Messe am 12. März werden der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, und WU Shulin, Vize‐Minister des General Administration of Press and Publications (GAPP) sowie stellvertretender Vorsitzender des Organisationskomitees Ehrengast China im Rahmen einer Pressekonferenz einen ersten Überblick der Ehrengast-Aktivitäten bis zum Bücherherbst in Frankfurt geben.
Die Präsentation Chinas während der Leipziger Buchmesse ist ganz und gar der Literatur gewidmet.
Insgesamt sechs Autoren gestalten ein abwechslungsreiches und spannendes Programm. Wir möchten sie Ihnen hier kurz vorstellen:
Xu Lu wurde 1982 in Wuhan (Provinz Hubei) geboren. Schon als Kind liebte sie Bücher und wählte daher in der Oberstufe die literarische Richtung.
Danach absolvierte sie zunächst die Literaturklasse an der Pädagogischen Hochschule von Shaanxi und anschließend einen Masterkurs in Literatur- und Kunsttheorie an der Peking-Universität. Mit dem Schreiben begann sie während ihrer Studienzeit in Shaanxi, wo sie verschiedene Beiträge für Schulzeitschriften verfasste.
Seit 2005 sind drei Bücher von ihr erschienen: die Prosasammlung Xian 1460 (2005), der Erzählband "Von hier aus einfach fortgeflogen" Congci jinqing feixiang, (2006), die Sammlung Außerschulische Texte über Ideale (Guanyu lixiang de kewai zuowen, 2007) und der Roman Dida (2008, deutsche Übersetzung geplant für Sommer 2009 in der Edition Raetia).
Für ihre literarischen Werke erhielt Xu Lu bisher den "Stofftiger – Jugendbuchpreis" für Xian 1460 und den ersten Preis beim Literaturwettbewerb der Fakultät für Chinesische Literatur der Peking-
Universität 2006.
HUANG Beijia (*1955 im Kreis Rugao in der Provinz Jiangsu in China) ist eine der wenigen Autorinnen des chinesischen Literaturpanoramas der Gegenwart, die sowohl Kinder- als auch Erwachsenenliteratur schreibt.
Von 1977 bis 1982 studierte HUANG Beijia an der Pekinguniversität Literatur und Chinesisch. Seit 1973 widmet sie sich dem Schreiben.
Bisher sind mehr als 20 Werke der Autorin erschienen. Einige ihrer Bücher wurden verfilmt oder als Theaterstücke aufgeführt. HUANG Beijia ist Trägerin zahlreicher Literaturpreise. 2008 erschien ihr Jugendbuch "Seidenraupen für Jin Ling" in deutscher Sprache im Nord-Süd-Verlag, Zürich.
Eigentlich soll Jin Ling fleißig lernen, aber Rechnen liegt ihr gar nicht. Das gefällt der Mutter nicht, ihr einziges Kind soll sich anstrengen, um in die beste Schule zu kommen – und da ist gerade Mathe wichtig.
Der Vater mischt sich kaum ein und die Großmütter trösten das Kind mit Naschereien.
So entflieht Jin Ling gerne in ihre eigene Welt. Sie kümmert sich mit Hingabe um ihre Seidenraupen, eine in China beliebte Beschäftigung.
Auf der Suche nach den Maulbeerblättern für die Raupen lernt sie eine alte Frau kennen, die ihr vielleicht helfen kann
Seidenraupen für Jin Ling
von Huang Beijia
Gebundene Ausgabe: 200 Seiten
Verlag: Nord Süd-Verlag; Auflage: 1
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3314015682
ISBN-13: 978-3314015687
Preis: EUR 14,80
BI Feiyu (*1964 in Xinghua in der Provinz Jiangsu in China) gehört zu den wichtigsten und aktivsten Schriftstellern im chinesischen Literaturpanorama der Gegenwart.
Er veröffentlichte bisher drei Romane und mehrere Erzähl- und Lyrikbände, die unter anderem 1995 mit dem renommierten Lu-Xun-Literaturpreis ausgezeichnet wurden. Zwischen 1983 und 1987 studierte er chinesische Sprache und Literatur an der Pädagogischen Universität in Yangzhou und arbeitete fünf Jahre lang als Dozent bevor er journalistisch und schriftstellerisch tätig wurde.
International konnte BI Feiyu bereits Anerkennung finden. So wurden einige seiner Werke z.B. ins Englische und Französische übersetzt.
In Deutsch liegen neben dem Roman "Die Mondgöttin" (Blessing Verlag, 2006) noch drei Kurzgeschichten von BI Feiyu vor: "Fernsteuerung" (in: "Das Leben ist jetzt. Neue Erzählungen aus China", Suhrkamp, 2003), "Was den Männern übrig blieb" (in: "minima sinica" 1/2005) und "Die Neujahrsnacht", in: "Stumme Städte. Neue Großstadtliteratur aus China", Orientierungen Sonderheft 2006).
Eine Frau zwischen der zerstörerischen Kraft ihres Ehrgeizes und dem Zauber ihrer Kunst: Weil sie einer Rivalin heißes Wasser ins Gesicht gespritzt hat, muss Xiao Yanqiu ihre Gesangskarriere aufgeben.
Zwanzig Jahre später erhält sie eine neue Chance – dieselbe Oper, dieselbe Mehr… Rolle. Yanqiu scheint aus ihrem Fehler gelernt zu haben, aber das Schicksal erlegt ihrem Streben nach Perfektion immer neue Prüfungen auf.
Die Mondgöttin
von Bi Feiyu, übersetzt von Marc Hermann
Gebundene Ausgabe: 158 Seiten
Verlag: Blessing (15. Februar 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3896672983
ISBN-13: 978-3896672988
SHU Ting, mit eigentlichem Namen GONG Peiyu, (*1952 in der Gemeinde Shima der Stadt Xiamen in der Provinz Fujian in China) gehört zu den Vertreterinnen der modernen chinesischen Lyrik. SHU Ting wuchs bei ihren Großeltern auf, wo sie chinesische und auch westliche Literatur kennenlernte.
1971 begann sie zu schreiben und publizierte 1978 erste Gedichte in der Untergrundzeitschrift Jintian/Today. 1980 wurde sie Mitglied im Verband der Kulturschaffenden, später fungierte sie als stellvertretende Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der Provinz Fujian.
Die international bekannte Lyrikerin gilt als eine der führenden Figuren der sogenannten hermetischen Lyrik (Menglong-Lyrik), mit gedankentiefen Versen und Liebesdichtungen wie z.B. das 1977 entstandene Gedicht "Der Eiche gewidmet".
Das lyrische Werk SHU Tings ist mit ca.150 Gedichten, die zum Teil in mehrere Sprachen übersetzt wurden, relativ klein. In ihren frühen Werken widmete sich SHU Ting den Themen Einsamkeit, Entfremdung, Nähe zum Meer und Naturverbundenheit.
Um 1980 schrieb sie von ihren Gefühlen und wendete sich nach 1984 Reiseerlebnissen, scheinbar alltäglichen Dingen und religiösen Fragen zu. Das Frühwerk unterscheidet sich in Hinblick auf Sprachstil, Hermetik, Metaphorik, Symbolik und Thematik erheblich von den späteren Gedichten.
Bisher sind die Sammlungen "Zwischen den Wänden" (1984, Verlag Simon & Magiera, München) sowie "Archaeopteryx" (1996, Projekt Verlag, Bochum) erschienen.
Archaeopteryx
Einundachtzig Gedichte
von Shu Ting, übersetzt von Christine Berg
arcus chinatexte, Bd. 9
Taschenbuch: 188 Seiten
Verlag: Projekt (1996)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3928861662
ISBN-13: 978-3928861663
GAO Hongbo (*1951 im Landkreis Kailu der Inneren Mongolei in China) ist ein sehr bekannter und erfolgreicher Schriftsteller, der sich durch besondere Vielseitigkeit auszeichnet: Ob in Prosa oder Lyrik, in der Kinderliteratur oder als Kritiker, GAO Hongbo beschäftigt sich in seinem literarischen Schaffen mit ganz verschiedenen Bereichen.
Bis heute veröffentlichte er 14 Kindergedichtbände, mehr als 30 Prosabände, elf Märchen für Kleinkinder sowie Anthologien zur chinesischen Kinderliteratur.
Er ist Träger verschiedener Literaturpreise, Mitglied des Parteikomitees, Vizepräsident und Sekretariatsleiter des chinesischen Schriftstellervereins sowie Vorstandsvorsitzender der chinesischen Literaturstiftung und Direktor der Kinderliteraturkommission des chinesischen Schriftstellervereins, in den er 1984 eintrat.
XI Chuan (*1963 in Jiangsu in China) gilt als einer der wichtigsten Lyriker des heutigen Chinas.
© privat
Von 1981 bis 1985 studierte er Englische Literatur an der Universität Peking. Seine Gedichte sind in 15 Sprachen erschienen, darunter Deutsch, Englisch und Spanisch.
Xi Chuans Werke wurden mit zahlreichen chinesischen und internationalen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis für Moderne Chinesische Lyrik und der Weimar International Essay Prize. Seine Gedichte wurden in Theaterstücken, von Orchestern und in visuellen Kunstwerken verarbeitet und international präsentiert.
Xi Chuans Gedichtsammlung "Die Diskurse des Adlers" wurde von den Sinologen Brigitte Höhenrieder und Peter Hoffmann ins Deutsche übersetzt und erschien 2004 beim Projekt Verlag. Als Lyrik-Übersetzer übersetzte XI Chuan britische und afrikanische Gedichte ins Chinesische.
XI Chuan ist häufig bei internationalen Universitäten und Literaturfestivals zu Gast und 2009 als Koordinator des Projekts Stadtpoesie des Netzwerkes der Literaturhäuser tätig. XI Chuan lebt in Peking und unterrichtet Klassische Chinesische Literatur an der Central Academy of Fine Arts in Beijing.
Die Geschehnisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens am 4.6.1989 und der Freitod des Freundes und Dichterkollegen Haizi sind ein Wendepunkt im Schaffen des bis dahin symbolistischen Dichters Xi Chuan.
Durch diese persönlichen und historischen Erfahrungen wendet er sich ab von seiner klassizistischen Kunstauffassung.
Er entdeckt das Absurde der Existenz, die Abweichung von Denken und Welt, das Dilemma der Sprache: Was das Problem des Absurden angeht, so gehe ich einen Schritt über Camus hinaus. Ich gebe mich nicht mit einer Beschreibung des Absurden zufrieden, sondern versuche, es sympathetisch zu erfassen."
Für Xi Chuan beginnt die Beschreibung der Welt nicht mehr bei ihrer Wahrheit, sondern bei ihrem Versagen, bei ihren Widersprüchen.
Die Diskurse des Adlers
von Xi Chuan, übersetzt von Brigitte Höhenrieder und Peter Hoffmann
Taschenbuch: 152 Seiten
Verlag: Projekt, Bochum; Auflage: 1
Sprache: Chinesisch, Deutsch
ISBN-10: 3897330970
ISBN-13: 978-3897330979