Hölderlinpreis für Judith Hermann

admin | Posted 20/04/2009 | Autoren | Keine Kommentare »

Judith Hermann Foto: Ordu Oğuz

Die Schriftstellerin Judith Hermann erhält den mit 20.000 Euro
dotierten Friedrich Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. Die
Auszeichnung wird jährlich gemeinsam mit der Stiftung Cläre Jannsen als
allgemeiner Literaturpreis für hervorragende Leistungen vergeben. Die
Autorin Lena Gorelik erhält den mit 7.500 Euro dotierten Förderpreis.

Die Oberbürgermeisterin von Bad Homburg, Dr. Ursula Jungherr, überreicht den Preis am 7. Juni, dem Todestag Hölderlins. Die Laudatio hält der Jury-Vorsitzende Jochen Hieber.

Im Zusammenhang mit der Preisverleihung finden in Bad Homburg die Hölderlintage 2009 statt.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für Judith Hermann wie folgt: Der Friedrich Hölderlin-Preis 2009 der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe (Stiftung Cläre Jannsen) wird verliehen an Judith Hermann für das bisherige Werk, insbesondere für ihren jüngsten Prosaband "Alice", der fünf atmosphärisch ebenso bezwingende wie stilistisch meisterhafte Geschichten vom Sterben und von der Erfahrung des Verlustes versammelt. Erzählglanz und Erzählkunst dieses Buchs verdanken sich einer zurückhaltend instrumentierten, gerade deshalb poetisch überaus reichen Sprache.

Sie eröffnet den Lesern auch einen Freiraum für ihr ganz persönliches Erleben. "Alice" ist ein Buch, das bleiben wird.

Das Werk "Alice" erscheint Anfang Mai. Als Titel dient der Name der Hauptfigur der fünf eigenständigen, aber miteinander verwobenen Geschichten.

Hermann erzählt in kurzen, lakonischen Sätzen. Ihr durchgängiges Thema ist das Sterben, der Verlust nahe stehender Menschen. Judith Hermann hat bisher die Erzählbände "Sommerhaus, später" (1998) und "Nichts als Gespenster" (2003) veröffentlicht.

Bereits die Geschichten in "Sommerhaus, später" wurden von Kritik und Publikum begeistert aufgenommen.

Mit über 250.000 verkauften Exemplaren und Übersetzungen in 17 Sprachen entwickelte das Werk sich zu einem der größten deutschen Bucherfolge.

Hermann beeinflusste mit ihrer Erzählweise zahlreiche weitere junge Autorinnen und löste ein neues Interesse an Kurzgeschichten in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur aus. In "Nichts als Gespenster" wurden ihre Geschichten länger, die Figuren nach ihren eigenen Worten "resignativer und trotzdem glücksfähiger".

Nach den Erzählungen "Hunter Tompson Musik" und "Sommerhaus, später" entstanden Kurzfilme.


Judith Hermann
wurde am 15. Mai 1970 in Berlin geboren. Sie brach das nach dem Abitur begonnene Studium der Germanistik und Philosophie ab, um in New York bei einer Zeitung zu arbeiten.

Während des Aufenthaltes entstanden erste Geschichten, mit denen sie sich 1997 erfolgreich um ein Alfred-Döblin-Stipendium bewarb.

Judith Hermann erhielt unter anderem den Kleist-Preis (2001).

Die Vergabe des Förderpreises an
Lena Gorelik
begründet die Jury wie folgt: Der Förderpreis zum Friedrich Hölderlin-Preis 2009 der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe (Stiftung Cläre Jannsen) wird verliehen an Lena Gorelik, die mit ihren Romanen "Meine weißen Nächte" und "Hochzeit in Jerusalem" sowie dem autobiographischen Reisebuch "Verliebt in Sankt Petersburg" der jungen deutschen Literatur ein ganz neues Thema beschert hat.

Lena Gorelik erzählt mit Sprachwitz und melancholischem Hintersinn vom weiten Weg einer russisch-jüdischen Familie in den Westen, der mit der Ankunft und dem Alltag in Deutschland keineswegs endet.

Lesend lernen wir dabei auch viel über uns.

Lena Gorelik stammt aus St. Petersburg. 1992 emigrierte sie nach Deutschland, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und absolvierte an der dortigen Ludwig-Maximilian-Universität den Studiengang Osteuropastudien.

2004 erschien "Meine weißen Nächte". Es folgten "Hochzeit in Jerusalem" (2007) und "Verliebt in Sankt Petersburg. Meine russische Reise" (2008).

Mit "Hochzeit in Jerusalem" war sie für den Deutschen Buchpreis 2007 nominiert, 2009 erhielt sie den Ernst-Hoferichter-Preis.


Alice

von Judith Hermann

"Richard hat gesagt, ich bräuchte drei Jahre. Das hat er einfach so gesagt, stell dir vor. Du brauchst drei Jahre, dann wird es bessergehen.

Und stimmt das, sagte Alice.

Keine Ahnung, sagte Margaret. Jetzt ist ein Jahr um, erst ein Jahr, ich bin weit entfernt davon zu verstehen, wie er das gemeint hat. Drei Jahre."

Wenn jemand fort ist, kann man nicht mehr sagen, wie er ausgesehen hat, wie er gesprochen, geflucht, gelächelt hat, wie er durchs Leben gegangen ist.

Auch wenn man ihn plötzlich zu sehen glaubt, auf der Rolltreppe, im letzten Wagen einer abfahrenden Straßenbahn, an der Ampel auf der anderen Straßenseite.

Judith Hermann erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, des Festhaltens und Loslassens – und davon, wie klar und leuchtend diese Tage sein können.

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Fischer, S.; Auflage: 1. (4. Mai 2009)
ISBN-10: 3100331826
ISBN-13: 978-3-100-33182-3
Preis: EUR 18,95



Verliebt in Sankt Petersburg: Meine russische Reise

von Lena Gorelik

Ob Sie eine Flasche Wasser kaufen wollen oder Theaterkarten, ob Sie mit der Metro fahren wollen oder mit der Straßenbahn, ob Sie im Hotel wohnen oder bei Freunden, ob Sie auf Hochzeitsreise sind oder noch im Stadium davor: Mit diesem Buch erfahren Sie, wie Sie gucken, grüßen, fordern, flirten müssen, wenn Sie in St. Petersburg ans Ziel gelangen wollen.

Lena Gorelik, selbst gebürtige Petersburgerin, streift zweimal im Jahr ihre Sehnsucht ab und verbindet das mit dem unvermeidlichen Verwandtenbesuch. Ergebnis ihrer Feldstudien ist dieses witzige, sehr persönliche Reisebuch, das keine Museenöffnungszeiten enthält, aber dafür ultimative Tips, wie Ihre Reise an die Newa bestimmt unvergesslich wird.

Gebundene Ausgabe: 168 Seiten
Verlag: Schirmergraf; Auflage: 1 (13. März 2008)
ISBN-10: 3865550541
ISBN-13: 978-3-865-55054-5
Preis: EUR 17,80

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