Beliebteste Ente der Welt: Donald Duck wird 75

Petra Bohm | Posted 06/06/2009 | Comics und Cartoons | Keine Kommentare »

New York (dpa) – Er ist tollpatschig, jähzornig und stinkfaul – und dennoch international ein Star. Donald Duck, der beliebteste Pechvogel der Welt, hat mit seinen Missgeschicken und Wutausbrüchen Millionen Menschen zum Lachen gebracht.

Die Comic-Ente aus dem Hause Disney spielt in zahllosen Büchern und
Filmen die Hauptrolle, ist mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of
Fame verewigt und hat sogar einen Oscar.

Am Dienstag feiert der Erpel seinen 75. Geburtstag – am 9. Juni 1934 erschien in den USA der erste Zeichentrickfilm, in dem die Figur mit der blauen Matrosenjacke auftaucht. In dem Streifen «Die kluge kleine Henne» hatte Donald Duck zwar nur eine Nebenrolle, aber sein Siegeszug rund um die Welt war unaufhaltsam. Schon bald läuft der Enterich seinem lebenslangen Konkurrenten Micky Maus den Rang ab und mausert sich vom «Underduck» zur Kultfigur. 1936 erhält er seine eigene Comic-Serie, 1937 ist er erstmals Titelheld in einem Kurzfilm.

In Deutschland erscheint seit 1951 die Zeitschrift «Micky Maus», in der das cholerische Energiebündel von Anfang an eine größere Rolle spielt als die süße, brave Titelmaus. Für den Welterfolg des Erpels sind sein Erfinder Walt Disney, der langjährige Sprecher Clarence Nash mit seiner lustig quäkenden Stimme und besonders der legendäre US-Zeichner Carl Barks verantwortlich. Mit viel Fantasie und Liebe zum Detail schuf er nach und nach das trubelige Reich von Entenhausen («Duckburg»): die drei Neffen Tick, Trick und Track, die wimpernklimpernde Dauerverlobte Daisy, den reichen Geizkragen-Onkel Dagobert Duck, die Panzerknacker-Bande, Gustav Gans, Daniel Düsentrieb, Gundel Gaukeley – und natürlich das knallrote Flitze-Auto mit der Pechnummer 313. «Donald habe ich immer am liebsten gezeichnet, denn mit ihm ließ sich eine Menge anstellen», verriet Barks einmal. «Jeder Mensch unterliegt Stimmungsschwankungen. Auch ich bin an einem Tag euphorisch, am anderen eher depressiv gestimmt. Und Donald ging es ebenso. Ihn konnte ich fühlen. Er war ein Stück von mir selbst und verhielt sich oft so, wie auch ich es tue.»

Weitere wichtige Zeichner waren Al Taliaferro und Barks Nachfolger Don Rosa. Seinen Höhenflug im Kino hatte der Enterich ausgerechnet während der Kriegszeit. Wie andere Disney-Figuren auch diente er zur moralischen Rückenstärkung der US-Soldaten. In dem Zeichentrickfilm «The Fuehrer’s Face» (Das Gesicht des Führers) sieht er sich wie in einem Alptraum nach «Nutzi»-Land versetzt, wo er als einfacher Fließbandarbeiter für die Nazis im Akkord Granaten montieren muss. 1943 wurde der notorische Faulenzer dafür mit einem Oscar reich entlohnt. Nach dem Krieg blieb der Film jedoch wie zahlreiche andere Propagandastreifen jahrzehntelang unter Verschluss, bis Disney ihn 2004 wieder freigab.

In Deutschland hat Donald Duck seine vielleicht größten Verehrer. Die lautmalerischen Übersetzungen von Erika Fuchs im Auftrag des Ehapa-Verlags gelten Comic-Fans bis heute als Bibel. 1977 gründete sich D.O.N.A.L.D., die «Deutsche Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus», die das Leben in Entenhausen und seine mögliche metaphysische Verankerung in einem Parallel-Universum bis ins Detail wissenschaftlich erforscht. Daneben gibt es die Forschungsgruppe «InterDuck» mit Sitz in Berlin, die unter anderem für die Wanderausstellung «Duckomenta» verantwortlich zeichnet.

Doch auch ein Temperamentbündel wie Donald Duck kommt in die Jahre. In Zeiten von Internet-Hype und Computerspielen nimmt das Interesse am Entenleben spürbar ab. Neue Zeichentrickfilme fürs Kino gibt es schon längst nicht mehr. Und das deutsche «Micky Maus»-Heft hat trotz seines Publikumslieblings allein in den vergangenen zwei Jahren fast ein Drittel seiner Auflage verloren. Uff, ächz, seufz.

Zahlreiche Sonderhefte und ein Jubiläumsband über den «Superstar» sollen zum 75. Geburtstag für neuen Schwung sorgen. «Es ist wichtig, dass Donald so wenig wie möglich verändert wird», sagte sein Zeichner Vicar einmal. «Er ist unsterblich, damit unsere Kinder und Enkel über seine Geschichten ebenso lachen können wie wir.»
© dpa/Nada Weigelt 9.6.09

www.lustiges-taschenbuch.de

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