Literarische Fernsehwoche vom 21.06.-27.06.2009
Petra Bohm | Posted 17/06/2009 | Fernsehtipps | Keine Kommentare »
die wöchentlichen Literaturtipps fürs TV
Sonntag, 21. Juni 10.15h 3SAT: Literatur im Foyer
Wiederholung der Sendung von Samstag, 13.06.2009 mit Viola Roggenkamp und Winfried Hassemer. Viola Roggenkamp: Die Frau
im Turm. Zehn Jahre nach der Wende reist Masia Bleiberg nach Dresden,
auf den Spuren ihres Vaters, Kommunist, Jude, ein Träumer in den
Zeiten, als der Glaube an die Menschheitsutopien noch ungetrübt schien.
Aber dann kommt ihr die Geschichte der Gräfin Cosel in die Quere:
Mätresse von August dem Starken, mächtig, dann verstoßen, ins Gefängnis
geworfen. Sie beginnt zu studieren, wird Gelehrte und findet im
Judentum ihre geistige Heimat.
Winfried Hassemer: Warum Strafe
sein muss – ein Plädoyer. Der ehemalige Vizepräsident des
Bundesverfassungsgerichts plädiert leidenschaftlich für ein
ausgewogenes Strafrecht. Strafe muss sein. Aber warum? Um den
Verbrecher zu erziehen? Um die Moral unseres Gemeinwesens zu schützen,
um Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen? Verschärfung des
Jugendstrafrechts, strikteres Vorgehen gegen Steuersünder, die Debatten
der letzten Jahre zielen alle in die gleiche Richtung: mehr Härte. Aber
was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Verlieren wir unser Maß?
Zwischen Vergebung und Vergeltung – wie sieht ein aufgeklärtes
Strafrecht aus?
Sonntag, 21. Juni 20.15h Tele5: Im Westen nichts Neues, USA/GB 1997
Das TV-Antikriegsdrama ist die zweite Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque. Deutschland 1915: Von nationalistischen Eiferern aufgeputscht, melden sich der Oberschüler Paul Bäumer(Richard Thomas) und seine Klassenkameraden freiwillig an die Front. Doch die Euphorie weicht bald der Ernüchterung: Der sadistische Ausbilder Himmelstoß(Ian Holm) drillt die Halbwüchsigen auf entwürdigende Weise, um sie dann als Kanonenfutter zu verheizen. Paul fällt im Oktober 1918, an einem Tag, der an der ganzen Front so ruhig und still war, daß der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu vermelden. Erstaunlich, aber wahr: Das Remake des Lewis-Milestone-Films (’30) kann sich sehen lassen – und berührt. Ernest Borgnine als Vaterfigur und Patricia Neal als Pauls Mutter wurden – wie der Film selbst – für den Emmy nominiert. Der Film erhielt den Golden Globe als “Bestes TV Drama”.
Sonntag, 21. Juni 22.45 RBB: Donna Leon: Sanft entschlafen, TV-Krimi.
Reiche Senioren sterben schneller im Altenheim St. Leonardo. Eine Nonne teilt ihren Verdacht dem Kommissar Brunetti (Uwe Kockisch) mit, dann stürzt sie vor den Bus und fällt ins Koma. Brunetti erfährt, dass eine der Verstorbenen ihr Vermögen dem Orden vermacht hatte. Ist Pater Pio (Thomas Sarbacher) ein Scheinheiliger?
Montag, 22. Juni 12.30 MDR: Utta Danella: Der Mond im See
Ein schlauer Hund, ein verletztes Küken und ein Kind mit zwei Vätern: beste Zutaten für ein TV-Liebesdrama nach dem gleichnamigen Roman von Utta Danella. Ein junger Schweizer der vor der nicht erfüllten Liebe nach Indien geflohen ist kehrt nach vielen Jahren nach Hause zurück. Zunächst scheint alles wieder so zu sein wie es war, Walter verliebt sich neu in seine Jugendliebe… D 2004. Die bekannte Belletristik-Autorin feierte in der letzten Woche ihren 85ten Geburtstag.
Dienstag, 23. Juni 22.45 ARD: Lenin kam nur bis Lüdenscheid
Doku über eine “linke” Kindheit in den 70ern nach dem gleichnamigen Buch von Bestsellerautor Richard David Precht. Lenin kam nur bis Lüdenscheid. Bis Solingen ist er nicht gekommen. Aber 25 Kilometer weiter östlich, im Zeltlager in Lüdenscheid, schien die Weltrevolution bereits geglückt’, erinnert sich Richard David Precht an den linken Kosmos seiner Kindheit…Der Fernsehfilm von 2009 liefert eine unverklärte Sicht – den unvoreingenommenen Blick eines Kindes – auf ein wichtiges Kapitel der jüngsten deutschen Geschichte und gleichzeitig ein Fallbeispiel, das die 68er in ein neues, ebenso unterhaltsames wie erhellendes Licht rückt.
Mittwoch, 24. Juni 20.15 SAT1: Der Mann von nebenan
TV-Tragikomödie nach Amelie Frieds Roman: Nach ihrer Scheidung will Kate ganz neu anfangen. Das kleine bayerische Dorf fernab der Stadt scheint für sie und ihren Sohn Samuel genau das richtige zu sein. Leider entpuppt sich ihr anfänglich so freundlicher Nachbar bald als ziemlich schikanös. Als sie dann auch noch eine Leiche im Gras findet, beginnt die ländliche Idylle zu bröckeln …D 2004. Die schwarzhumorige Geschichte zwischen Komödie und Thriller wurde drei Jahre später mit “Der Mann von nebenan lebt!” fortgesetzt – Amelie Frieds Mann Peter Probst schrieb hierfür das Drehbuch.
Donnerstag, 25. Juni 10.00h, Freitag, 26. Juni 10.00h, Samstag, 27. Juni 10.00h 3SAT: live aus Klagenfurt: 33.Tage der deutschsprachigen Literatur – Ingeborg Bachmann-Preis 2009 – Lesungen und Diskussionen. 14 Autorinnen und Autoren treffen sich bei den 33. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt zum Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis. Vor Publikum diskutiert im Anschluss die siebenköpfige Jury über die Texte. – 3sat überträgt die Lesungen und Diskussionen live. Eva Wannenmacher und Literaturkritiker Andreas Isenschmid kommentieren den Wettbewerb. Die Preisverleihung zeigt 3sat am Sonntag, 28. Juni, um 11.00 Uhr, in seinem Programm.
Samstag, 27. Juni 0.00 Uhr SWR: Literatur im Foyer
Achtung: Nicht verpassen: 0.00h meint die Nacht von Freitag auf Samstag!
(Wiederholung am 05. Juli 10.15h 3SAT) Das beklemmende Szenario einer Gesundheitsdiktatur – Juli Zeh zeichnet es in „Corpus Delicti”. Und Nora Bossong erzählt in „Webers Protokoll” die Geschichte eines Diplomaten, die nahtlos vom 2. Weltkrieg in die Anfangsjahre der Bonner Republik führt. Felicitas von Lovenberg spricht mit den beiden Autorinnen.
Samstag 27. Juni 9.40 Uhr 3SAT: Ingeborg Bachmann in Italien
Autobiografische und dichterische Notizen. Filmisches Porträt von Gerda Haller (Erstsendung 20.10.1973) Wenige Monate vor ihrem Tod im Juni 1973 gab Ingeborg Bachmann ein Interview. – Die Dichterin zeigt in Rom die Plätze, die ihr wichtig sind, spricht über ihr Verhältnis zu Italien und zu den Italienern, von den Mühen des Daseins, aber auch von der Hoffnung auf ein anderes, freieres Leben. Ergänzt wird Bachmanns Interview durch Prosatexte und Lyrik, die die Autorin selbst liest.