Auf Bali oder Balkonien
Petra Bohm | Posted 07/07/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »
Urlaubsbücher sind immer dabei – Tipps für Ihren Lesesommer!
Ob auf Bali, den Balearen oder Balkonien: Urlaubszeit ist Lesezeit. Es mag Leute geben, die den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung mit auf die Reise nehmen, die meisten werden für die schönsten Wochen des Jahres wohl eher eine leichte, anregende oder ein bisschen nachdenklich stimmende Lektüre bevorzugen. Und davon bietet der aktuelle Buchmarkt genug.
Paul betrügt Clara, das hat Konsequenzen: Sie schnappt sich ihre Tochter und reist kurz entschlossen nach Mallorca, zum Nachdenken und, um ihr Leben neu zu sortieren. Das gelingt ihr gründlicher, als sie beim Abflug ahnte. Und so hat sie in Gaby Hauptmanns neuem Roman alsbald einen «Rückflug zu verschenken». 303 S.
Gaby Hauptmann
Rückflug zu verschenken
Piper Verlag
ISBN 978- 3-492-26295-8
Milena stammt aus der hintersten Ecke der Slowakei, wo sie die Wahl hat zwischen der Entsorgung von Bettpfannen oder dem Auffüllen von Supermarkt-Regalen. Angesichts dieser keineswegs rosigen Perspektiven verlockt der «Goldene Westen». Thomas Fuchs «Grenzverkehr» ist eine spritzige, spannende, auch erotische Geschichte mit einer liebenswerten Protagonistin, der es in einer Welt, wo viele für Geld fast alles tun, gelingt, ihre Unschuld zu bewahren.
Thomas Fuchs: Grenzverkehr Heyne Verlag, 304 S., ISBN 978-3-453-40657-5
Die Diogenes-Reihe «Früher war noch mehr?» hat sich im Rennen um die Gunst der Leser erfolgreich positioniert. In der zweiten Reiseausgabe «Früher war noch mehr Strand» hat Daniel Kampa vergnügliche Urlaubs- und Reiseerlebnisse bekannter Autoren wie John Irving, Martin Suter, Doris Dörrie oder Loriot zusammengestellt, die sich bestens zum Cappuccino genießen lassen.
Daniel Kampa (Hg.): Früher war noch mehr Strand Diogenes Verlag, 320 S., ISBN 978-3-257-23684-2
Fast schon ein Klassiker ist das Sommerlesebuch der Frauenzeitschrift «Brigitte», das dieses Mal den Titel «33 Grad im Schatten» trägt und von Kathrin Tsainis herausgegeben wurde. In 19 bisher unveröffentlichten Texten von Dora Heldt, Alexa Henning von Lange oder Christine Grän und anderen werden Alltagsgeschichten aufgeblättert rund um den Sommer, der auch seine Schattenseiten haben kann – vom völlig verregneten Urlaub auf einer Nordseeinsel bis hin zum ewig nörgelnden Nachwuchs.
Kathrin Tsainis (Hg.): 33 Grad im Schatten Diana Verlag, 488 S., ISBN 978-3-453-35415-9
Alles andere als die schönste Zeit des Jahres ist der Sommer auch für den Reporter Kretsche: Er wurde von seiner Freundin verlassen und soll eine Skandalreportage über Pauschal-Urlauber auf Gran Canaria schreiben. Dieser Auftrag wird zu einem Höllen-Job und so nimmt der Titel des witzigen, überdrehten und mit viel Sex gewürzten Romandebüt von Mark Werner, «Hölle, all inclusive» nicht wunder. Eine bitterböse Satire über den TV-Irrwitz und das Trash-Fernsehen der Privaten hat Roman Schatz verfasst.
Mark Werner: Hölle, all inclusive, Rowohlt Verlag, 336 S., ISBN 978-3-499-24987-7
In «Telewischn!» wird eine Medienmeute auf die Jagd nach einer Euro-Münze quer durch Europa gehetzt, ohne zu wissen, dass diese live im Reality-Fernsehen übertragen wird. Egal, was passiert, was zählt, ist die Quote.
Roman Schatz: Telewischn! Eichborn Verlag, 256 S., ISBN 978-3-8218-5838-8
Wer es noch verrückter mag, dem sei «Die Wette» von Steve Hely und Vali Chandrasekaran empfohlen. Einsatz der Wette: Eine Flasche Whisky. Aufgabe: Die Umrundung der Erde. Bedingung: Benutzung von Flugzeugen verboten. Mit diesen Vorgaben starten Steve und Vali ihre aberwitzige Reise durch 24 Länder und fünf Kontinente und erleben die coolsten Abenteuer.
Steve Hely, Vali Chandraskekaran: Die Wette, Mare Verlag, 416 S., ISBN 978-3-86648-102-2
Kitty, des Kochens unkundig, schüchtern und vom Land, bewirbt sich ausgerechnet in den lasterhaften Bohemien-Haushalt der exzentrischen Amerikanerin Ellen. Sie bekommt die Stelle und ist gleichermaßen angezogen wie schockiert von den losen Sitten der Bewohner und Gäste. Und dabei träumt Kitty als «Köchin für einen Sommer» doch eigentlich nur von der großen Liebe. Ein intelligent geschriebener Sommer- und Sittenroman von Bethan Roberts aus dem England der 30er Jahre.
Bethan Roberts: Köchin für einen Sommer, Kunstmann Verlag, 312 S., ISBN 978-3-88897-580-6
Um diese Zeit spielt auch Judith Kerns Roman «Das Leuchten des Sanddorns», der auf Rügen seinen Ausgang nimmt. Hier führt Marie mit ihrem Mann ein vermeintlich glückliches Leben, bis die Frauenrechtlerin Sophie in ihr Leben tritt und alles verändert. Eine Begegnung und leidenschaftliche Liebe, die noch auf das Leben ihrer Töchter und Enkelinnen ausstrahlen wird.
Judith Kern: Das Leuchten des Sanddorns, Knaur Verlag, 574 S., ISBN 978-3-426-63987-0
In Salem, Massachusetts, fanden im 17. Jahrhundert spektakuläre Hexenprozesse statt. Hier spielt Brunonia Barrys Roman die «Mondschwimmerin», in dem Sophya, die sich für verrückt hält, nach Jahren der Abwesenheit nach Salem zurückkehrt und sich dort endlich den verdrängten Tragödien ihrer Vergangenheit stellt. Ein sensationeller Erstlingserfolg, mit hoher Professionalität geschrieben und mit glaubwürdigen Frauengestalten, die des Weissagens und der alten Kunst des Klöppelns kundig sind.
Brunonia Barry: Die Mondschwimmerin, btb Verlag, 477 S., ISBN 978-3-44275-215-7
Drei junge Frauen starten in eine ungewisse Zukunft: Sie besteigen ein Flugzeug nach Neuseeland, wo sie von ihren Verlobten erwartet werden. Mit an Bord ist Frank, und was keiner der vier ahnt: Der «Brautflug» wird sie ihr Leben lang verbinden. Marieke van der Pol ist in den Niederlanden eine erfolgreiche Drehbuchautorin, deren Romanerstling in ihrer Heimat bereits verfilmt wurde.
Marieke van der Pol: Brautflug Krüger Verlag, 512 S., ISBN 978-3-8105-1580-3
Seit seinem 17. Lebensjahr ist Achill Moser von der Wüste besessen. Seither durchwandert er die Wüsten in allen Kontinenten, um danach wieder in sein Familienleben nach Hamburg zurückzukehren. Kaum eine andere Landschaftsform vermag so große Glücksmomente als auch abgrundtiefe Angst hervorzurufen, wie diese Einöden, meint er. Und so ist «Das Glück der Weite» für den Autor jedes Mal auch eine Wanderung in seiner eigenen Seelenlandschaft.
Achill Moser: Das Glück der Weite Hoffmann und Campe Verlag,314 S., ISBN 978-3-455-50106-3
© Susanna Gilbert-Sättele, dpa