Licht und Schatten im Leben von Michael Jackson

Petra Bohm | Posted 03/08/2009 | Biografien, Dossier/Akten | Keine Kommentare »

Um kaum einen Superstar ranken sich so viele Gerüchte wie um Michael Jackson…

…Und sein früher Tod wird vermutlich viele offene Fragen unbeantwortet lassen. Hanspeter Künzler wagt sich dennoch an den Mythos Jackson heran. In «Black or White» trennt der Autor scharf zwischen den positiven und negativen Seiten im Leben des Megastars. Zu den «positiven» Seiten zählt der Autor jedoch nicht nur den kometenhaften Aufstieg der Jackson-Brüder, sondern auch eine Kindheit in Armut und Angst vor dem brutalen Vater – Joseph Jackson.

Künzler stellt die Mutter des Clans, Katherine, als Gegenpol zum prügelnden und polygamen Joseph dar. Im Stillen wehrte sie sich gegen ihren Mann – sie ließ die Kinder beispielsweise gewähren, wenn Tito heimlich auf der Gitarre des Vaters spielte und die Geschwister dazu sangen. Eines Tages, so erzählt es Künzler, riss eine Saite der Gitarre. Der Vater reagierte mit einem Wutausbruch, forderte Tito aber auf: «Dann zeig mal was du kannst!» Die Brüder stimmten ein, Joseph war begeistert – und die Jackson Brothers geboren.

Mit Ruten und Gürteln prügelte der Vater seine Söhne in den darauffolgenden Jahren zum Erfolg. Besonders Michael machte schnell auf sich aufmerksam. Schon im Kindergarten soll er mit seinem Talent positiv aufgefallen sein. Später schrieb er über diese Zeit: «Ich hatte nicht das Gefühl, ich hätte etwas Besonderes geleistet. Ich hatte ja nur gesungen, wie ich das daheim jeden Abend tat.»

Der kleine Michael lebte ein Leben zwischen der Bühne und einer Sekte. Die Mutter war zu den Zeugen Jehovas übergetreten, weil sie Polygamie ablehnte. Kein Wunder also, dass Michaels Kinder nach seinem Tod in der Obhut von Katherine mit Gesangbüchern der Sekte gesehen wurden. Er selber trat als Erwachsener aus, weil seine Bühnenshows und sein Lebensstil so gar nicht mit den Vorstellungen der Zeugen Jehovas zusammenpassten.

In den Anfangsjahren der Karriere Jacksons streut Künzler immer wieder Geschichten über Vorbilder des kleinen Michael ein. So wie über James Brown, der ihm den showgemäßen Umgang mit dem Mikrofon und seinen «klingenscharfen Tanzstil» beigebracht haben soll. Daraus, schließt der Autor, habe Jackson seine Ansicht gewonnen, eine Show müsse «den Zuschauer so unwiderstehlich mit sich reißen, dass dieser in eine magische Überwelt transportiert wird, wo alle Sorgen von ihm abfallen.»

Auch von den Beziehungen Jacksons zu den minderjährigen Jungen Jordy Chandler und Gavin Arvizo erzählt Künzler detailliert. Beide sollen mit dem Superstar das Bett geteilt haben, die Eltern der Kinder schliefen zeitweise nebenan. Sie beschreibt der Autor als geldgierig und rücksichtslos. So habe Jordys Vater seinen Sohn Anfang der 90er Jahre unter Betäubungsmittel gesetzt, damit er gegen Jackson aussagt.

Insgesamt schafft es der Autor, ein biografisches Gesamtbild des Künstlers und Menschen Michael Jackson zu zeichnen. Schade ist jedoch, dass Bilder und Plattencover unzusammenhängend und ohne Erklärungen auf Einzelseiten zwischen den Fließtext gestreut wurden. Diese Lücke schließt «Remember The Time: Michael Jackson Erinnerungen an den King of Pop» von Peter Mischer. Auf 128 Seiten präsentiert er große Fotos aus 50 Jahren, dafür aber wesentlich weniger Text als bei Künzlers Biografie.

Auch Jacksons Metamorphose vom kleinen schwarzen Jungen zum androgynen zarten Mann lässt Künzler erst im hinteren Teil des Buches anklingen und räumt diesem Thema nur wenige Seiten ein. Jacksons Wirkung widmet sich hingegen Margo Jefferson in «Über Michael Jackson». Sie beschreibt den jungen Star als «Tanzkavalier in Hochwasserhosen» und später als Transsexuellen, dessen Kleiderstil eher auf einen gruftigen Dandy verweist. «Er war ein männlicher und weiblicher Darsteller. Ein Sammler von Gesten und Kostümen. Er war ein Wunder», schreibt Jefferson.
© Katia Rathsfeld, dpa

Margo Jefferson
Über Michael Jackson
Berliner Taschenbuch-Verlag
171 S.
978-3-8333-0559-7

Peter Mischer
Remember The Time: Michael Jackson Erinnerungen an den King of Pop
Lingen Verlag
128 S.
978-3938323991

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