Geheime Kommandosache: Dan Browns «Lost Symbol»

Petra Bohm | Posted 11/09/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »

Wie macht man ein Buch am besten bekannt? Indem man es so geheim wie möglich hält…

Nach diesem Rezept versucht der zum Bertelsmann-Konzern gehörende US-Verlag Doubleday seit Monaten, den neuen Roman des amerikanischen Bestsellerkönigs Dan Brown zu einem Verkaufsschlager zu machen.

Am kommenden Dienstag (15. September) soll das Warten ein Ende haben: Fünf Jahre nach dem Sensationshit «The Da Vinci Code» (deutscher Titel: «Sakrileg») bringt Brown (45) seine von den Fans sehnsüchtig erwartete Folgegeschichte «The Lost Symbol» auf den Markt. In Deutschland soll der Thriller zur Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober erscheinen.

Bis zur letzten Minute wollen die Verantwortlichen das Buch unter Verschluss halten. Anders als sonst üblich bekommen die Medien kein Vorab-Exemplar, um eine Besprechung vorzubereiten. Selbst die rund 50 Verlage im Ausland, die die Übersetzungsrechte erworben haben, müssen sich bis zum Stichtag gedulden. Angeblich durften weltweit bisher erst sechs Menschen das ganze Manuskript lesen – und das auch nur, nachdem sie eine entsprechende Geheimhaltungsklausel unterschrieben hatten.

Durchgesickert ist bisher lediglich, dass es – wie in «Sakrileg» (2003) und zuvor in «Illuminati» (2000) – erneut um den legendären Harvard-Professor Robert Langdon geht, der in den gleichnamigen Erfolgsfilmen von Tom Hanks gespielt wurde. Die Geschichte soll einen Zeitraum von nur zwölf Stunden umfassen, in Washington angesiedelt sein und sich vor allem um die Freimaurer drehen.

«Die Arbeit an diesem Roman war eine neuartige und wunderbare Reise», sagte der Autor bei der offiziellen Ankündigung des Buches im April. «Fünf Jahre Recherche zu einer Zwölf-Stunden-Geschichte zu bündeln, war eine tolle Herausforderung. Robert Langdons Leben bewegt sich eindeutig sehr viel schneller als meins.»

Der US-Buchhandel, der noch mehr als andere Branchen unter der Wirtschaftskrise leidet, hofft nach dem beispiellosen Erfolg von 2003 auch bei dem neuen Buch auf einen Aufschwung. «The Da Vinci Code» beziehungsweise «Sakrileg» war Verlagsangaben zufolge mit insgesamt 81 Millionen Exemplaren weltweit das bestverkaufte gebundene Buch für Erwachsene, das es je gab. Zum Vergleich: Die sieben Jugendromane um Zauberlehrling Harry Potter gingen bisher zusammen schätzungsweise 325 Millionen Mal über den Ladentisch.

In den USA, Kanada und Großbritannien soll «The Lost Symbol» mit einer rekordverdächtigen Erstauflage von 6,5 Millionen an den Start gehen. Zugleich erscheint der Roman als e-book. Viele amerikanische Buchläden wollen am Montag bis nach Mitternacht geöffnet bleiben, damit besonders hartgesottene Fans schon um 00.01 Uhr ihr erstes Exemplar erstehen können. Und die Internet-Buchhandlung Amazon verzeichnete der «New York Times» zufolge bereits bisher fast 70 000 Vorbestellungen.

Schon seit Juni verbreitet die vom Verlag eigens angeheuerte Werbefirma Special Ops Media im Sozialnetzwerk Twitter kryptische Zeichen und Hinweise, die auf das Buch neugierig machen sollen. In der Fangemeinde wird seither fieberhaft daran gearbeitet, die Codes zu knacken. «Ich habe alle Bücher von Dan Brown gelesen», schwärmt ein Verehrer im Internet. «Ich kann es kaum erwarten, bis das jüngste Meisterwerk kommt. Ich weiß, dass er mich nie enttäuscht.»

Um dem US-Publikum den Mund weiter wässrig zu machen, gibt die beliebte Nachrichtensendung «Today» des TV-Senders NBC seit einigen Tagen jeden Abend versteckte Hinweise auf die Orte des Geschehens. Die Auflösung soll – was für ein Zufall – am Tag nach Verkaufsbeginn erfolgen. Und in Großbritannien ist zum Endspurt eine millionenschwere Werbekampagne angelaufen – mit großen Plakaten auf den Einkaufsmeilen und Bahnsteigen der Metropolen sowie zahlreichen Werbeflächen auf Bussen.

Die deutschen Fans müssen sich dagegen noch länger gedulden. Weil auch der Lübbe Verlag das Manuskript erst am Dienstag bekommt, müssen die rund 600 Seiten erst noch ins Deutsche übertragen werden. Sechs Übersetzer gleichzeitig sind angeheuert, um das Pensum bis Mitte Oktober zu schaffen. Nur der deutsche Titel steht schon fest: «Das verlorene Symbol».
© Nada Weigelt/dpa

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