“Dewey und ich”- Ein Kater mit magischer Ausstrahlung
Petra Bohm | Posted 03/10/2009 | Belletristik, Biografien, Tiere | Keine Kommentare »
Nach dem tollpatschigen Labradorhund Marley, dessen bedingungslose Treue ein weltweites Publikum berührte, wirbt jetzt der kleine Kater Dewey um die Gunst der Leser…
In Nordamerika hielt sich die bezaubernde, auf Fakten beruhende Erzählung von Vicki Myron wochenlang auf den Bestsellerlisten. Sie eroberte sogar den Spitzenplatz der «New York Times». Unter dem deutschen Titel «Dewey und ich – Die wahre Geschichte des berühmtesten Katers der Welt» erschien sie jetzt im Münchner Verlag Page & Turner.
Es heißt, die Oscar-Preisträgerin Meryl Streep sei so ergriffen gewesen von der Geschichte, dass sie auf das Angebot der weiblichen Hauptrolle sofort einging. Sie wird die Autorin Vicki Myron spielen, eine Bibliothekarin und alleinstehende Mutter. Myron ist – oder vielmehr war – zu Deweys Lebzeiten – die Leiterin der öffentlichen Bücherei von Spencer, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Iowa, einer der Kornkammern Amerikas. Sie fischt an einem bitterkalten Morgen im Januar 1988 ein halb erfrorenes Bündel mit orangefarbenem Fell aus dem Kasten, in den ausgelesene Bücher eingeworfen werden.
Es ist Liebe auf den ersten Blick. Vicki Myron beschließt, dem kleinen Kater mit den sprechenden Augen ein Zuhause zu bieten. Er belohnt sie und die Bewohner von Spencer reichlich dafür. Dewey liebt das Leben als Bücherei-Kätzchen und geht voller Vertrauen auf alle zu, die sein Reich mit ihm teilen. Überrascht beobachtet Myron, wie er sein eigenes Glück auf die Umgebung überträgt. Er zieht Menschen wie ein Magnet an. Binnen kurzer Zeit verdoppelt und verdreifacht sich die Zahl der Besucher in Spencers Bücherei.
Dewey lernt, seine Pfote zur Begrüßung zu heben, so als würde er winken. Er steht pünktlich zur Öffnungszeit an der Eingangstür, um die ersten Besucher zu empfangen, streicht ihnen um die Beine und lässt sich kraulen. Dewey genießt Ausfahrten auf dem Bücherwagen, spielt Verstecken zwischen den Regalen, schläft mit Vorliebe auf dem warmen Kopiergerät und verkriecht sich für seine Nickerchen in leere Karteikästen.
Die Kinder von Spencer können gar nicht genug bekommen von ihm, und Erwachsene fühlen sich nicht minder hingezogen zu ihm. Dewey hat den sechsten Sinn, stellt Vicki Myron bald fest. Er spürt, wenn jemand traurig oder krank ist und schenkt ihm seine ganze Zuwendung. So zaubert er ein Lächeln auf das Gesicht des einsamen alten Mannes, der gerade seine Ehefrau verloren hat, und entlockt einem geistig behinderten Mädchen im Rollstuhl verzückte Töne.
Irgendwann erscheint ein Bild von Dewey in der Zeitung. Die Story von dem einfühlsamen Bücherei-Kater wird von Zeitschriften aufgegriffen und im Radio verbreitet. Bald reisen Familien von weit her an, um das Tier mit der magischen Ausstrahlung zu erleben. Dewey wird zum Fernsehstar. Er ist so berühmt, dass ein Kamerateam aus Japan eigens für ihn einfliegt.
Myron verknüpft ihre Schilderung von Deweys Persönlichkeit und seinem Einfluss auf Menschen mit Informationen über Land und Leute. Selbst vor dem Selbstmord in ihrer Familie, den Problemen mit der heranwachsenden Tochter und der eigenen Krankheit scheut sie nicht zurück. Ihr Buch ist packend von der ersten bis zur letzten Seite – für Katzenfreunde ebenso wie für Leser ohne engeren Bezug zu Tieren.
© Gisela Ostwald/dpa