Natascha Wodins Roman “Nachtgeschwister”
Petra Bohm | Posted 20/11/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »
In «Nachtgeschwister» beschreibt Natascha Wodin, wie sich eine Frau aus dem Westen und ein Mann aus dem Osten in einer leidenschaftlichen Liebe verstricken…
Dreieinhalb Jahre vor dem Mauerfall stößt die Ich-Erzählerin auf dem Wühltisch einer Buchhandlung auf ein schon etwas angegilbtes Taschenbuch. Sie nimmt es mit, weil es nur eine Mark kostet und weil sie über den Namen des Autors gestolpert ist: Jakob Stumm. Ein Dichter mit dem Namen Stumm klingt für sie wie ein Witz.
Doch als sie das Bändchen aufschlägt, ist sie von der Schönheit und der Wucht der Zeilen ergriffen. »Ich wusste sofort, dass ich auf etwas Großes gestoßen war, auf etwas Einmaliges, auf einen Dichter, wie es sie zu allen Zeiten nur vereinzelt gegeben hat.« »Schon von den ersten Zeilen ging eine Kraft aus, ein Licht, eine Dunkelheit, ein Schmerz, eine Schönheit, eine Wucht« so erzählt die Frau, die die Gedichte liest , »dass sich die Welt in einem einzigen Augen blick für mich verändert hat, weil es in ihr jetzt diese Stimme gab.« Die Frau erkennt eine Seelenverwandtschaft und setzt nun alles in Bewegung, um den Dichter aus Leipzig im anderen Teil Deutschlands zu treffen. Doch der Mann, der kommt, ist ein ganz anderer als der, den sie sich erträumt hatte.
Für den Roman, an dem sie nach eigenen Angaben zehn Jahre gearbeitet hat, erhielt Wodin aktuell den Brüder-Grimm-Preises der Stadt Hanau.
lettra/dpa
“Natascha Wodin kämpft nicht mit der Sprache, sie lebt darin, und sie kann alles, was sie erzählt, durch ihre mitreißende Sprache beglaubigen.“Der Tagesspiegel.
Natascha Wodin, 1945 in Fürth geboren, lebt als freie Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Russischen in Berlin. Für ihre Bücher (u.a. »Die gläserne Stadt«, »Einmal lebte ich«, »Erfindung einer Liebe«) ist sie mit dem Hermann-Hesse-Preis und dem Adalbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet worden.