«Die Konkubine von Shanghai»

Petra Bohm | Posted 07/12/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »

Neuer Roman von Hong Ying…

Elternlos auf dem Land unter erbärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen, schafft es Cassia im China Anfang des vorigen Jahrhunderts weit nach oben. Aus der Dienstmagd in einem berühmten Bordell wird eine von der Gesellschaft gefeierte Schauspielerin. In ihrem neuesten Roman «Die Konkubine von Shanghai» erzählt die chinesische Erfolgsautorin Hong Ying von Schicksal und Triumph einer jungen Frau, für die käufliche Liebe keine Dienstleistung, sondern der Weg zur Macht bedeutet.

Die geheimnisvolle, mitunter brutale Geschichte über eine Selbstbefreiung nicht ohne Verletzungen und Verluste lässt sich nur bedingt als historisch abhaken. Auch im China der Gegenwart haben fast ausschließlich Männer das Heft in der Hand. Und Prostitution, unter Mao 1949 verboten, ist wieder fast überall zu finden: In Bars, bei Karaoke-Abenden, in Saunas und natürlich auf den Straßen, erklärt die Schriftstellerin im Nachwort.

Erster Liebhaber der 15-Jährigen ist Meister Chang, über 50 Jahre alt und Anführer der mächtigsten Triade Shanghais. Beim Sex ist sie seine gelehrige Schülerin. In seinen Armen kann sie sich fühlen als flögen sie beide «berauscht ins Universum». Ihr Glück ist von kurzer Dauer. Chang, der Held, vor dem eine ganze Stadt zittert, wird ermordet. Ohne ihren Beschützer und zudem schwanger, wird Cassia aus dem luxuriösen Freudenhaus vertrieben. Um nicht als gemeine Straßenhure zu enden, setzt sie alles auf eine Karte. Sie leiht sich Geld, um sich ihren Traum als Sängerin zu erfüllen. Entgegen der gängigen Tradition lockt sie ihr Publikum mit einfachen Volksliedern ins Theater. Das Leben voller Prunk, Macht und Leidenschaft kann beginnen.

Autorin Hong Ying entwirft das unterhaltsame Bild einer Frau mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seite intelligent und voller Güte lässt die wegen ihrer erotischen Ausstrahlung von Männern Umschwärmte ohne jede Skrupel schon mal einen Liebhaber ermorden. In den kriminellen Praktiken der Unterwelt kennt sie sich so gut aus wie in der von ihr gegründeten Shanghai-Oper. Von den Millionen, die unter anderem aus dem Opiumgeschäft, Menschenhandel und Schutzgelderpressung in die Kassen der herrschenden Triade fließen, lebt auch die emanzipierte Cassia gut.

Hong Ying (Jahrgang 1962) wurde international durch Romane wie «Der chinesische Sommer» und «Die chinesische Geliebte» bekannt. Angesichts von Repressalien und Zensur verließ sie 1989 China und ging nach England. Heute lebt sie wieder in Peking.
© Irma Weinrich/dpa

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