Mitternachtsmädchen von Tanja Wekwerth
Petra Bohm | Posted 06/12/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »
Wieviel Wahrheit braucht der Mensch zum Glücklichsein?
In diesem zauberhaften Buch der noch wenig bekannten Autorin Tanja Wekwerth geht es um Familiengeheimnisse, Lügen und verschwiegene Wahrheiten. Gefühlvoll und wunderbar detailliert beschreibt sie nicht nur die englische Küstenlandschaft, sondern nimmt den Leser mit auf die lebenslange Suche ihrer “Mitternachtsmädchen”. NOCH ist dieser Roman ein Geheimtipp – absolut fesselnd und lesenswert!
In einer abgelegenen Pension an den Klippen von Englands Ostküste werden in den Zwanziger Jahren die Zwillinge “April” und “May” geboren. Ihre Mutter Mary, eine ehrgeizige Schauspielerin, will möglichst schnell zurück nach London, um ihrer Karriere nachzugehen und lässt die Babys kurzerhand in der Obhut der jungen Pensionswirtin “Molly”. Diese liebt die Zwillinge mit großer Zärtlichkeit, doch zu ihrem Entsetzen und lebenslangem Kummer wird April, nur wenige Wochen alt, hinter ihrem Rücken hastig von einem deutschen Ehepaar adoptiert und verschwindet spurlos. May bleibt im “Old Inn” bei Molly, die das Mädchen als ihre eigene Tochter ausgibt.
April erhält von ihren neuen Eltern den Namen Margarete und wächst in einer außergewöhnlichen Familienkonstellation unter der Obhut von Mutter, Tante und der Geliebten des Vaters in Berlin auf. Alle drei Frauen buhlen um die Gunst des eigensinnigen Kleinkindes zu dem sich Margarete entwickelt, doch deren geheime und wahre Bezugsperson ist der Vater “Herrmann”. Noch als kleines Kind erfährt das Mädchen, dass sie adoptiert worden ist, aber nichts von ihrer Zwillingsschwester in England. Als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, wandert Herrmann mit Tochter, Schwester und der inzwischen schwangeren Geliebten nach Ostafrika aus.
May dagegen verlebt eine ruhige und glückliche Kindheit im „Old Inn” mit Molly, die dem Mädchen zwar von deren Zwillingsschwester erzählt, aber verschweigt, dass sie nicht die leibliche Mutter ist.
Später, in den Sechziger Jahren, kommt es fast zu einem Treffen der Zwillinge: Margarete besucht ihre Adoptivmutter in Berlin, um mehr über sich und ihre Herkunft zu erfahren, May macht sich auf gut Glück auf die Suche nach ihrer Schwester, doch beide Frauen sind erfolglos. Nach einigen Tagen brechen sie unabhängig voneinander die Reise ab, ohne sich getroffen zu haben. So kennen beide Mitternachtsmädchen jeweils nur einen Teil der wahren Geschichte und haben ihr Leben lang das Gefühl, dass ihnen etwas fehlt …
Auch nach lebenslanger Suche halten die “Mitternachtsmädchen” schließlich nicht mehr als die halbe Wahrheit in Händen… können sie trotzdem glücklich sein?
Leseprobe
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Tanja Wekwerth wurde 1966 in Berlin geboren, lebte längere Zeit in Paris und hat Sprachen studiert. Nach einer Ausflug in die Lüfte als Stewardess, begann sie, Romane und Kolumnen zu schreiben. Inzwischen sind es vier Romane, ein fünfter ist gerade fertig geworden, und hunderte Kolumnen für die Zeitschrift “Laura”. Sie lebt als freie Autorin mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Nähe von Berlin.
www.tanjawekwerth.de