Hera Linds neue Liebeskomödie

Petra Bohm | Posted 18/01/2010 | Belletristik | Keine Kommentare »

Gewitzt wie «Tootsie»

Hera Lind enttäuscht ihre Leser(innen) nicht. «Die Erfolgsmasche» heißt ihr neuestes pointenreiches Werk, in dem sich große Gefühle, Notlügen und viele wundersame Dinge zu einem heiteren Liebesroman vereinen. Dieses Mal nimmt die in Salzburg lebende deutsche Autorin das Gejammer vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen kräftig auf die Schippe. Wenn du als Frau nicht weiterkommst, dann musst du es halt als Mann versuchen, lautet ihre nicht ganz ernst gemeinte Botschaft. Natürlich mangelt es nicht an herzergreifenden und seelenrührigen Begegnungen, wenn die Heldin, eine arme, arbeitslose Kolumnistin, alles Mögliche anstellen muss, um sich als allein erziehende Mutter durchzusetzen. Wer mit dem armen Menschenkind mitfiebert, sei beruhigt: Am Ende winkt auch ihm das Glück.

Die neueste Geschichte aus der Feder von Hera Lind steckt voller Unwägbarkeiten und Probleme. Sonja Rheinfall – man beachte den Namen – liebt ihren Job als Kolumnistin einer Frauenzeitung. Hier kann sie sich so richtig austoben und vom Stapel lassen, was sie täglich mit ihren beiden heranwachsenden Kindern erlebt. Doch dann setzt die neue Chefredakteurin ohne große Erklärung Sonja den Stuhl vor die Tür. Die ist gewitzt und mutiert flugs zum Mann. Sebastian Richter heißt nun der neue Kolumnist, dem die Herzen der Leserinnen nur so zufliegen. Eigentlich sind es die gleichen Geschichten aus dem bisherigen turbulenten Haushalt. Doch ein Mann, der seine Kinder allein erzieht, das scheint irgendwie besser anzukommen. Und wenn niemand mehr Hausfrauengejammer hören mag, dann scheint dasselbe Lamento aus der Feder eines Hausmanns hoch interessant zu sein.

Frau Rheinfall weiß, dass der neue Kolumnist klasse aussehen muss, denn wenn sich seine Leserinnen verlieben, steigt die Auflage. «Ich backe ihn euch, wie ihr ihn wollt.» Im Schaufenster eines Fotoladens entdeckt Sonia das Porträt eines attraktiven Mannes, und schon hat sie die Idealbesetzung für den gerade von ihr erfundenen Kolumnisten. Um an den von ihr selbst Angehimmelten heranzukommen, scheut Sonja keine Mühe. Auch nicht, sich als Klavierlehrerin in ein Haus einzuschleichen, in dem selbst Tiere Musik spielen lernen sollen. Klar, bei der Klavierschülerin handelt es sich um die etwas verrückte Ehefrau von Sebastian Richter, ihrem Foto-Adonis, die einen Gnadenhof für Tiere betreibt.

Routinierte Hera-Lind-Leser sehen in dieser «Tootsie»-Komödie großzügig über alle Übertreibungen, Unwahrscheinlichkeiten und Klischees – «An seinen Küssen will sie vergehen» – hinweg und freuen sich über die herzerfrischende Veralberung der Leserinnen von Frauenzeitschriften, über gute Einfälle und witzige Pointen. Vor allem hält die Bestsellerautorin die Spannung. Denn man will ja dann doch wissen, wann Sonjas Schwindel auffliegt und ob sie den echten Sebastian endlich findet.
© Elisabeth Werthern/dpa

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