Nanga Parbat im Kino
Petra Bohm | Posted 09/01/2010 | Preise und Events | Keine Kommentare »
Bücherflut zum Filmstart am 14.Januar
Fast zeitgleich zum Kinofilm «Nanga Parbat» von Joseph Vilsmaier über die Expedition von 1970 erscheint dazu eine ganze Reihe von Büchern. So liegt in den Buchhandlungen schon eine Neuauflage von Reinhold Messners «Die Rote Rakete am Nanga Parbat», die als Grundlage für den Film gilt. Er berichtet darin, wie er und sein Bruder Günther als erste Bergsteiger über die extrem schwierige Rupalwand den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat erreichten, bevor Günther beim Abstieg umkam.
An diesem Montag (11. Januar) erscheinen das von Ralf-Peter Märtin herausgegebene Buch zum Film mit Teilen des Drehbuch-Textes, Statements von Messner und Vilsmaier sowie Fotos der Dreharbeiten. Zeitgleich kommt «Gratwanderungen meines Lebens» des Bergsteigers und Weltumseglers Hans Saler auf den Markt. Der Teilnehmer der Expedition von 1970 versteht seine Veröffentlichung als «Gegenbuch» zum Film.
Die «Rote Rakete», bereits wie ein Drehbuch geschrieben, war kurz nach der Expedition erschienen. Messner durfte es aber nicht herausbringen wegen seines Vertrages mit dem Expeditionsleiter Karl Herrligkoffer, der sich das alleinige Recht an Veröffentlichungen vorbehalten hatte. Der Vertrag ist jedoch laut Malik-Verlag verjährt. Messner schreibt in dem Buch, wie er mit seinem höhenkranken Bruder aus Not über die unbekannte Diamir-Seite abstieg, um die gefährliche Rupalwand zu umgehen. Sein Bruder sei nach zwei Tagen am Wandfuß kurz vor dem Erreichen sicheren Geländes in eine Lawine geraten, als er selbst vorausging und den Weg suchte. Messners Ex-Kameraden zweifeln diese Angaben bis heute an, Messner hingegen führt als Beweis den Fund der sterblichen Überreste seines Bruders am Ende des Diamir- Gletschers an.
Saler zählt in seinem neuen Buch erneut aus seiner Sicht widersprüchliche Aussagen Messners auf und betont, dass Ungereimtheiten bis heute nicht geklärt seien. Messner einerseits und Saler sowie der frühere Messner-Freund Max von Kienlin andererseits hatten bereits vor Jahren einen zähen Gerichtsstreit über Detailaussagen zu dem Bergunglück ausgetragen, den keine Seite vollständig gewann.
Messner zieht im neuen Vorwort zur «Roten Rakete» erneut über die «Fälscher und ihre Fans» her: Über Saler, Kienlin und andere Ex- Kameraden, Journalisten und den Deutschen Alpenverein (DAV), der sich weigerte, Messners Version über das Unglück als die wahre anzuerkennen. Den DAV belaste «das Problem, Komplize einer Rufmordkampagne geworden zu sein», schreibt Messner. Die Expeditionsteilnehmer Jürgen Winkler und Gerhard Baur hätten geholfen, Salers «Lügengeschichte» auf die Bühne zu bringen.
Als weiteres Buch zum Nanga Parbat erscheint am 22. Februar «Teufelswand» – hier allerdings geht es um ein anderes Unglück: Die Bergsteiger Simon Kehrer und Walter Nones schreiben über die Tragödie vom Juli 2008. Dabei starb Karl Unterkircher beim Versuch, über eine neue Route die gigantische Nordwand zu durchsteigen, in einer Gletscher-Spalte.
© dpa
Hans Saler
Gratwanderungen meines Lebens
Nymphenburger, 304 S.
ISBN 978-3-485-01304-8,
Ralf-Peter Märtin (Hrsg)
Die Messner-Brüder am Nanga Parbat
Südwest-Verlag, 160 S.
ISBN 978-3-517-08622-4
Simon Kehrer und Walter Nones
«Teufelswand»
Malik-Verlag, 233 S.
ISBN 978-3-89029-378-3
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