Literatur zum WM-Gastland Südafrika
Petra Bohm | Posted 10/06/2010 | Autoren, Notizen | Keine Kommentare »WM-Fans, die das sportliche Großereignis in Südafrika als Anlass für eine literarische Entdeckungsreise nutzen wollen, haben die Qual der Wahl. Neben neuen Sachbüchern rund um das Thema Fußball und Afrika bereichert auch eine Vielzahl von politischen Neuerscheinungen den Markt. Doch das Gastgeberland Südafrika hat selbst eine Reihe international renommierter Autoren hervorgebracht – darunter auch zwei Literaturnobelpreisträger. Schuld, Sühne und Vergebung stehen bei vielen von ihnen im Mittelpunkt – fast alle sind politisch aktiv. Die Deutsche Presse-Agentur nennt zur Orientierung einige wichtige:
Nadine Gordimer
Die zierlich wirkende 85-Jährige ist bereits zu Lebzeiten eine Literaturlegende. Als erste Frau Afrikas, die je mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, stehen ihre Werke weltweit nach wie vor hoch im Kurs. Die ersten Romane der couragierten Autorin mit Gerechtigkeitssinn waren geprägt von der Zeit der Rassentrennung in ihrer Heimat. Auch heute noch meldet sie sich mutig zu Wort, wenn es um Ungerechtigkeiten dieser Welt geht. Später markierten die gesellschaftlichen Widersprüche im jungen Nach- Apartheid-Staat ihre Werke.
JM Coetzee
Der publikumsscheue John Marie Coetzee ist Südafrikas zweiter Literaturnobelpreisträger. Seine eigenwillig-düstere Weltsicht und seine ebenso verwirrenden wie provozierenden literarischen Experimente machen seine Werke unverwechselbar. Zum 70. Geburtstag ist in Deutschland sein dritter autobiografisch geprägter Roman erschienen, wobei Coetzee im «Sommer des Lebens» nach seinem fiktiven Tod die Jahre 1971 bis 1977 in Kapstadt aus der Sicht eines gleichfalls erfundenen Biografen schildert. Der heute in Australien lebende Autor leuchtet die gesellschaftlichen Zustände seiner Heimat oft parabelhaft und allegorisch aus. Seine Figuren sind oft Ausgestoßene, einsam und isoliert zwischen allen Fronten.
André Brink
Der Richtersohn André Philippus Brink (75) galt ebenfalls lange Zeit als Kandidat für den Nobelpreis und errang mit seinen Werken Weltachtung. Der Englischprofessor war während seiner Studentenzeit in Paris zum ausgesprochenen Kritiker der Apartheid geworden. Afrika und seine Geschichte, die Gewalt und die Rassengegensätze blieben zentrale Themen seiner Werke. In einem seiner frühen Romane, «Die andere Seite der Stille», beschäftigt er sich mit dem früheren Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia). Das Werk wurde Jahre später nun auch in Deutschland verlegt. Dabei geht es um das Schicksal einer jungen deutschen Auswanderin, die vor dem Ersten Weltkrieg mit viel Naivität in die damalige Kolonie geht – wo sie auf Brutalität, Gewalt und Menschenverachtung trifft.
Antjie Krog
Die Farmerstochter erregte bereits als 17-Jährige Aufmerksamkeit durch Gedichte, die sich kritisch mit der Apartheid auseinandersetzten. Ihr bekanntestes Werk ist das international ausgezeichnete Buch «Country of My Skull» über die südafrikanische Wahrheitskommission, die die Verbrechen des Apartheid-Regimes aufarbeitete. Es wurde 2004 mit den Schauspielern Juliette Binoche und Samuel L. Jackson in den Hauptrollen verfilmt. Krog (57) hatte die Arbeit der Kommission selbst als Journalistin verfolgt.
Zakes Mda
Der schwarze Südafrikaner galt schon vor Jahren als Literaturentdeckung in seiner Heimat. Mda stammt aus Nelson Mandelas Heimatregion und lebte bis 1995 im US-Exil. Er sieht sich in erster Linie als Geschichtenerzähler in der klassischen Tradition seiner Heimat, versucht dabei immer wieder die harsche und mitunter widersprüchliche Realität seiner Heimat nahe zu bringen. Eins seiner bekannteren Werke – «Der Walrufer» – fand auch in Deutschland Beachtung. Das mehrfach ausgezeichnete Multitalent schreibt nicht nur Theaterstücke und Romane, sondern malt, komponiert, produziert Filme und engagiert sich im Kampf gegen Aids. Mda pendelt zwischen Johannesburg und Ohio (USA), wo er als Dozent tätig ist.
Deon Meyer
Der Südafrikaner gilt als der erfolgreichste Krimiautor seines Landes. Viele seiner Romane wurden auch ins Deutsche übersetzt. Begonnen hatte der einstige Journalist mit Kurzgeschichten, bevor er sich 1994 – im Jahr der demokratischen Wende am Kap – an seinen ersten Roman wagte. Seine Thriller bringen die Probleme, aber auch Fortschritte der nach wie vor gespaltenen südafrikanischen Gesellschaft mit all ihrer Zerrissenheit nahe.
© dpa
Titel:
Dreizehn Stunden
ISBN-13:
978-3352007798
Autor:
Deon Meyer
Verlag:
Rütten & Loening