“Mark Twain unter den Linden”
Tanja Wekwerth | Posted 13/06/2010 | Autoren | Keine Kommentare »Mark Twain, der Frauenversteher
“Ich glaube, dass die gesamte Bevölkerung der Vereinigten Staaten korrupt ist, mit Ausnahme der Frauen”, soll er behauptet haben, Samuel Langhorne Clemens, alias Mark Twain, der vor hundert Jahren verstarb. “Eine sanfte Herrschaft über die Männer”, wünschte er sich von den Frauen. Wie das funktionieren sollte, wo Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht hatten, gegen das er sich übrigens vehement aussprach, ist nicht überliefert… So blieb es wohl bei einer sanften Frauenherrschaft innerhalb der eigenen vier Wände: Mark Twain hatte neben seiner heiss geliebten Ehefrau Olivia, drei Töchter, eine Mutter und eine alte Sklavin, die ihn umsorgten.
Auch gegen die Sklaverei war er, trotzdem gehörte schwarze Dienerschaft ganz selbstverständlich zum Personal seines feudalen Anwesens in Hartford/Conneticut. Mark Twain hatte es noch zu Lebzeiten zu Ruhm und Reichtum gebracht.
“Tom Sawyer´s Abenteuer” waren seine eigenen Kindheitserinnerungen, die sich schnell 2 Millionen Mal verkauften. Noch besser lief der Nachfolgeroman “Huckleberry Finn” aus dem Jahr 1884. Unglaubliche 10 Millionen Mal wurde dieser Roman verkauft. Und Twain schrieb wie besessen weiter. Meist arbeitete er an mehreren Manuskripten gleichzeitig. Eine Lesereise rund um die Welt führte ihn und seine Familie im Jahr 1891 auch nach Berlin, wo er ein halbes Jahr lebte.
Herbert Beckmann hat mit seinem Roman “Mark Twain unter den Linden” ein buntes, historisch genaues Bild der pulsierenden Hauptstadt des deutschen Kaiserreichs vorgelegt. Voller Witz und Respektlosigkeiten, ganz im Sinne von Mark Twain, der übrigens der Meinung war, ein begabter Mensch könne englisch in dreissig Minuten, französisch in dreissig Tagen und deutsch in dreissig Jahren lernen. Sein Vorschlag: man sollte den Dativ weglassen.
Dieses Leben, das sich wie eine Erfolgsstory liest, nimmt leider ein trauriges Ende. Die Tochter Suzy stirbt an Gehirnhautentzündung, 1904 stirbt auch die geliebte Ehefrau Olivia, 1909 folgt ihr die zweite Tochter Jean nach. Im selben Jahr erleidet Twain einen Herzinfarkt. Er stirbt an den Folgen im Jahr 1910.