Im Zweifel für den Angeklagten

Frauke Schlieckau | Posted 11/08/2010 | Belletristik | Keine Kommentare »

Auf das Verbrechen folgt die Schuld. Auf Ferdinand von Schirachs erstes Erfolgsbuch mit Justizgeschichten nun der zweite, ähnlich geartete Band, mit dem es dem Juristen wahrscheinlich gelingen wird, an den Erfolg seines Erstlingswerkes anzuknüpfen.

Zu Recht merkt zwar Georg M. Oswald in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an, dass die Kombination aus schwerwiegenden Strafdelikten und dem geschichtsträchtigen Namen von Schirach, der Verkaufswirksamkeit der Bücher sicher nicht abträglich ist. Damit allein ist das Geheimnis des Erfolges des noch relativ frisch gebackenen Autors aber nicht zu erklären. Es liegt wahrscheinlich viel mehr in der schlichten, reduzierten Art und Weise in der von Schirach von den grauenhaften Verbrechen berichtetet. Ein Stil dem er auch in „Schuld“ treu bleibt, das gerade im Piper Verlag erscheint.

Auf den Leser warten fünfzehn Erzählungen, deren Überschriften ähnlich markant sind, wie der Titel des Buches und die nur durch die Figur des Ich-Erzählers miteinander verbunden werden. Die Frage, wie viel von Schirach in seinem Protagonisten, wie viel vom Schicksal seiner Mandanten in den geschilderten Fällen wieder auftaucht, liegt zwar nah, sie bleibt allerdings gleichsam unbeantwortet.

Was in „Schuld“ Wahrheit ist, was Fiktion – der Leser wird es wahrscheinlich nicht herausfinden, oder zumindest nicht so schnell. Das wiederum dürfte Ferdinand von Schirach durchaus gelegen kommen und geht mit seinem Berufsverständnis sicher konform, zu dem der in Berlin lebende Jurist auf seiner Internetseite anmerkt: „Max Alsberg schrieb 1930, die Aufgabe des Strafverteidigers sei es, den hochgemuten, voreiligen Griff nach der Wahrheit zu hemmen.’ Alsberg war der bedeutendste Anwalt der Weimarer Republik. Sein Satz war damals richtig und er ist es heute noch.“

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Titel:
Schuld: Stories

ISBN-13:
9783492054225

Autor:
Ferdinand von Schirach

Verlag:
Piper

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