Böse Geister
Frauke Schlieckau | Posted 03/09/2010 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »Kann man gute Literatur von den Ansichten ihres Verfassers trennen? Man muss! Der renommierte Schweizer Autor Adolf Muschg, der zuletzt Schlagzeilen machte, weil er in einem Zeitungsartikel als Verteidiger des Ex-Odenwaldschulleiters Gerold Becker auftrat, hat nun einen neuen Roman vorgelegt.
Sax erzählt die Geschichte von drei jungen Rechtsanwälten, die in eine wenig behagliche Dachgeschosswohnung ziehen und sich schon bald mit einer Reihe von Widergängern herumschlagen müssen, zum Beispiel mit dem Freiherrn von Sax und seiner tödlichen Schädelwunde, den Gespenstern des Kommunismus und den bösen Geistern des 19. und 20. Jahrhunderts. Und dann ist da auch noch diese ominöse Handschrift, in die man, wenn man sie öffnet, mit Haut und Haar hineingezogen wird.
Die Neue Züricher Zeitung bescheinigt dem Roman, zu dessen Kernthemen die Grenzüberschreitung gehört, daher wohl zu Recht “eine überbordende Mischung aus Grimmelshausen, Faust, Gottfried Keller, Spukgeschichten, Science-Fiction, politische Belehrung und Selbstparodie, in der zunehmend unklarer wird, was wahr ist und wirklich, was virtuell und was gespenstisch irreal.”
Mit der Parodie Sax wagt sich Adolf Muschg, seit 1975 Präsident der Akademie der Künste Berlin, vor in das literarisch vorbelastete Feld der Gespenstergeschichten. Schwer wiegt der Roman, der, auf der Grenze zwischen Tod und Leben balancierend, die Frage nach dem gelebten und dem ungelebten Leben verhandelt, in meinen Händen. Was meinen Sie? Aufschlagen oder zuklappen?