Ist ein guter Film ein Film, nachdem man das Kino mit einem wohligen Gefühl im Bauch verlässt? Ich denke nein. Ein guter Film, das ist vielmehr eine Geschichte, die bewegt und das kann mitunter auch einmal alles andere als angenehm sein.

Ein guter Film zwingt uns darüber hinaus mitunter etwas anzusehen, vor dem wir normalerweise lieber die Augen verschließen. Und ein guter Film behandelt seine Figuren, und seien sie noch so bösartig, lächerlich, oder unattraktiv, mit Respekt. Nicht zuletzt aus diesen Gründen ist Precious, der ab jetzt auf DVD im Schweizer Handel erhältlich ist, ein guter Film, ein sehr guter Film, der zurecht mit dem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde.

Basierend auf der Vorlage des Romans Push von Sapphire erzählt der amerikanische Drehbuchautor Geoffrey Fletcher auf bewundernswerte Art und Weise die Geschichte der jungen Precious, 16, stark übergewichtig, Analphabetin, vom Vater vergewaltigt und zum zweiten Mal schwanger, die es schafft über Bildung und die Hilfe die ihr von aussen zuteil wird, letztendlich doch eine eigenmündige Entscheidung zu treffen, die entscheidende Folgen für ihr Leben haben wird.

Vielleicht also hat Cornelis Hähnel von schnitt.de doch recht, wenn er schreibt: „Precious ist, trotz aller Härte und Schicksalsschläge, letztlich (und dies sei mit einem Hang zum ordentlichen Euphemismus gesagt) ein Feel-Good-Movie. Zwar greift hier weder in verklärender oder romantisch-verträumter Art und Weise die Hollywood-Cinderella-Story, noch klopft der »american dream« wohlwissend lächelnd an die Türe. Einzig der Konjunktiv einer Prise Hoffnung und Selbstvertrauen reicht letztendens, um ein zuversichtliches und ehrliches Lächeln über das malträtierte Leben zu legen. Denn die Entscheidung obliegt dennoch einem selbst: »Life is unfair. Kill yourself or get over it.«

Wer Precious im Kino noch nicht gesehen hat, sollte das mit der DVD unbedingt nachholen, denn der Film gehört zu den wirklich gelungenen Literaturverfilmungen der Kinogeschichte.