Top oder Flop?

Frauke Schlieckau | Posted 24/10/2010 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »

Adalbert Stifters Literatur polarisiert. Sein Werk wurde von Verächtern, wie Verehrern gleichermaßen mit Kommentaren honoriert. Arno Schmidt zum Beispiel attestierte Stifters Nachsommer die „nackte Unfähigkeit und Albernheit. Immer wieder sah Stifter sich mit dem Vorwurf konfrontiert, seine Literatur erschöpfe sich im Darstellen von Natur und Sprache.

„Sätze wie ‚Sie hatte unter der Stirne zwei sehr große schwarze Augen’ haben bei den Lesern ebenso Bestürzung ausgelöst wie die Exzesse der Tautologie in Stifters Spätwerk: ,So schließen wir die Verhandlung über diesen Gegenstand’, sprach die Tante. / ‘Schließen wir sie’, erwiderte der Oheim, ‘da ja doch nichts zu verhandeln ist.’ / Sie schlossen, weil wirklich nichts da war, das verhandelt werden konnte.’ Was mag ein solcher Text verhandeln?“ Resümiert daher Christian Schmidt auf literaturkritik.de.

Dennoch bekam Stifter für seine Literatur auch Beifall, unter anderem von Thomas Mann, der ihn als einen “der merkwürdigsten, hintergründigsten, heimlich kühnsten [...] Erzähler der Weltliteratur”, bezeichnete und auch Karl Kraus und Peter Handke äußerten sich positiv über den Dichter.

Gelobt wurde er vor allem für die „Sittlichkeit“ und „Natur“ in seinem Werk und den „Nachsommer“ könne man, um noch einmal Christian Schmidt zu zitieren, in der Hektik des neuen Jahrtausends durchaus als Entschleunigungsroman lesen – eine erfrischende Perspektive.

Adalbert Stifter wäre am 23. Oktober dieses Jahres 105 Jahre alt geworden. Nehmen Sie den „Nachsommer“ doch einfach einmal in die Hand und entscheiden sie selbst: Ist die Literatur des Autors Top oder Flop?

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Titel:
Der Nachsommer

ISBN-13:
9783596901074

Autor:
Stifter, Adalbert

Verlag:
Fischer Taschenbuch Vlg.

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