Dem neuen Sommer entgegen
Frauke Schlieckau | Posted 07/11/2010 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »Janet Frame ist der breiten Masse kein Begriff. Und das, obwohl die Autorin im Jahr 2003 sogar für den Literaturnobelpreis nominiert war. Mit der Veröffentlichung ihres Romans „Dem neuen Sommer entgegen“, den sie 1963 in London geschrieben hat, soll sich das jetzt ändern!
Der Roman erzählt die Geschichte von Grace Cleave, einer jungen neuseeländischen Schriftstellerin, die auf Einladung eines Kritikers ein Wochenende außerhalb von London verbringt. Doch auch hier, in herzlicher und gastfreundlicher Atmosphäre, kann sie nicht länger verdrängen, dass sie schreckliches Heimweh nach ihrer Familie hat. Und so muss sich Grace schon bald mit der Frage auseinandersetzen wer sie ist, was sie will und vor allem wo ihr Platz in der Welt ist.
Da auch Janet Frame aus Neuseeland stammt und der Roman ihr zu privat war, um ihn zu Lebzeiten zu veröffentlichen, ist es übrigens nicht sonderlich abwegig, beim Lesen über die ein oder andere Parallele zwischen der Autorin und ihrer Figur nachzudenken, der Janet Frame unter anderem folgende Worte in den Mund legte, denen man die Hin- und Hergerissenheit zwischen Freiheit und Heimatverbundenheit deutlich anmerkt:
“Ich bin ein Zugvogel. Storch, Schwalbe, Nachtigall, Kuckuck, Sturmtaucher. Rußsturmtaucher – du weißt noch, dass sie in Höhlen brüten, man fängt sie unten im Süden, und ihr dunkelbraunes Fett verschmiert einem Mund und Gesicht, sie schmecken wie zu Fleisch und Fett verwandelte Erde, und hinterher fühlt man sich so schwer, dass man in ein fettgefülltes Grab zu sinken vermeint, tief und warm wie eine Muttonbirdmulde – da, ich hab’s gesagt. Muttonbird.”