Der Club der Lebensmüden

Frauke Schlieckau | Posted 16/12/2010 | Belletristik | Keine Kommentare »

„Reicht es? Reicht es wirklich? Und nicht mehr weiter? Kein Weg mehr? Aber prüfen Sie sich. Alles in Ruhe. Wenn Sie verstehen, verstehen Sie”, lautete die Botschaft auf den Kärtchen, die von den Bergs in Arztpraxen, Arbeitsagenturen und Künstlercafès ausgelegt, eine labile Gesellschaft angelockt hat, die sich nun hinter den Pforten des herrschaftlichen Hauses, das die Geschwister einmal erben möchten, versammelt.

Ulrich Berg und seine zwei Geschwister beherbergen die Teilnehmer dieser freiwilligen Sterbensgemeinschaft allerdings keinesfalls aus Nächstenliebe, sondern eigentlich nur, um eine Bedingung ihres verstorbenen Erbonkels zu erfüllen. Dieser hatte in seinem Testament nämlich verfügt, das in der vornehmen Villa im Isartal Lebensmüde Energie sammeln sollen, um den letzten Schritt zu wagen und aktiv ihrem Dasein ein Ende zu setzen.

Im Keller warten daher nun, von den Bergs sorgfältig arrangiert, Utensilien, von Seilen über Alkohol bis Baldrian-Dragees, darauf zum Einsatz zu kommen. Zu dumm nur, dass die neuen Bewohner des Hauses nach und nach beginnen sich bei den Bergs häuslich einzurichten, denn integriert in der kleinen Gemeinschaft erscheint ihnen das Leben auf einmal überhaupt nicht mehr als schrecklich. Ganz im Gegenteil: in der nett-verrückten Gesellschaft die hier aufeinandertrifft, lässt sich die missliche Lage auf Erden, sehr zum Unmut der Bergs, eigentlich ganz gut aushalten.

„Ohne die Idee des Selbstmords hätte ich mich schon längst getötet”, schrieb einst Emil Cioran. Wie wahr: Wer um den Trost eines Auswegs weiß, ist eher bereit, seine missliche Lage noch ein Weilchen auszuhalten. Eine Einsicht, zu der auch die Geschwister Berg in Hans Pleschinskis jetzt als Taschenbuch erschienenen Roman “Ludwigshöhe” gelangen“, resümierte Oliver Pfohlmann daher treffend in seiner Rezension über das Dilemma der Familie Berg im aktuelle Werk des Münchner Autors. Dieser katapultiert in „Ludwigshöhe“ Thomas Manns Zauberberggesellschaft wortreich mitten ins 20. Jahrhundert. Ob der Versuch gelingt? Finden Sie es selbst heraus!

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Titel:
Ludwigshöhe: Roman

ISBN-13:
9783423139373

Autor:
Hans Pleschinski

Verlag:
Deutscher Taschenbuch Verlag

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