Ein charmantes Duo
Frauke Schlieckau | Posted 07/01/2011 | Belletristik, Krimi | Keine Kommentare »Er legt andere geschickt aufs Kreuz – und trotzdem hegt man ein gewisses Maß an Sympathie für ihn, sowie eine gewisse Faszination für sein gleichermaßen skrupelloses wie erfindungsreiches Vorgehen: der Hochstapler. Kein Wunder, dass diese interessante Figur mit schöner Regelmäßigkeit in der Literatur und im Film auftaucht. Auch der Schweizer Schriftsteller Martin Suter hat das Potenzial des charmanten Schaumschlägers erkannt und ihn zum Helden seines neuen Romans „Allmen und die Libellen“ gemacht.
Johann Friedrich von Allmen ist, wie es dem Berufsbild des professionellen Täuschers entspricht, charmant, gebildet, generös und weltmännisch. Ursprünglich tatsächlich aus wohlhabender Familie stammend, hat von Allmen allerdings innerhalb kürzester Zeit das väterliche Vermögen durchgebracht und sieht sich somit gezwungen eine Scheinwelt aufrechtzuerhalten, möchte er einem gesellschaftlichen Abstieg entgehen.
Es ist nicht das erste Mal, das Martin Suter einen Helden kreiert, der sich in ein Gebäude aus Lügen verstrickt. Bereits in „Lila Lila“ brachte der Autor seinen Protagonisten in eine prekäre Situation, in dem er diesen ein Manuskript finden und als sein eigenes ausgeben lässt, um sich damit die Zuneigung seiner Angebeteten zu sichern. Von Allmen hingegen, der von der großzügigen Villa seiner Familie ins Gartenhaus umsiedeln muss, ist vor allem damit beschäftigt neue Geldquellen aufzutun und gleichzeitig seinem Umfeld das Bild des wohlhabenden Lebemanns vorzugaukeln. Ihm zur Seite steht bei diesen Unternehmungen sein Butler Carlos, ein schlitzohriger Schuhputzer aus Guatemala.
„Allmen und die Libellen“ ist ein Krimi für alle Suter-Fans und es ist ein – wie der Spiegel schreibt – altmodischer Krimi. Mit einfachen Mitteln schafft es der Schweizer Schriftsteller, der sich bereits in den letzten Jahren als zuverlässiger Geschichten-Ablieferer positioniert hat, dennoch mit der Kombination aus heruntergekommenem Dandy und schrägem Faktotum ein interessantes Figurenensemble zu entwickeln, dem die meisten Leser wohl durchaus gerne in einem weiteren Krimi wieder begegnen würden.