Skippy stirbt

Petra Bohm | Posted 18/01/2011 | Die Redaktion empfiehlt | Keine Kommentare »

Dieser ganz frisch erschienene Roman des irischen Schriftstellers Paul Murray hat in kürzester Zeit schon so viel Lob von allen Seiten kassiert, dass es mir schwer fällt, dem noch etwas Neues hinzuzufügen. Denn obwohl ich gerade mal in der Mitte der rund 800 Seiten angekommen bin, kann ich nur das gleiche sagen: Diese Tragikkomödie ist weder ein klassischer Bildungsroman noch eine harmlose Internatskomödie, oder eben doch beides – ein bisschen. Eines ist sie in jedem Fall: äußerst lesenswert…

Handlich zu lesen und hübsch anzusehen ist der Wälzer übrigens auch, denn die drei Teile – „Hopeland“, „Heartland“ und „Ghostland“ – sind als einzelne Bände im Schuber erschienen.

Titelheld Daniel Skippy Juster ist ein 14jähriger unscheinbarer Durchschnittsschüler und Romantiker. Wie der Titel schon ahnen lässt, stirbt er – und das schon auf Seite 12. Skippy stirbt zwar in einem Doughnut-Café neben seinem Internat in Dublin, aber das Szenario ist globalisiert und könnte so fast überall auf der Welt angelegt sein. Trotzdem aber erfährt man einiges über die grüne Insel am westlichen Rand Europas, die in den vergangenen 20 Jahren so vielen radikalen Veränderungen ausgesetzt war.

Showdown und gleichzeitig Start in den Plot ist also dieses fatale Doughnut-Wettessen, bei dem der Titelgeber ums Leben kommt, allerdings erfährt man auch gleich, dass er entgegen dem ersten Eindruck NICHT an einem Doughnut erstickt ist. Außerdem lernen wir in dieser Szene noch seinen besten Kumpel Ruprecht Van Doren kennen. Der ist ein übergewichtiges Genie, seine Leidenschaft ist komplexe Mathematik und die Suche nach außerirdischer Intelligenz. Ruprecht und Skippy teilen sich ein Zimmer im Turm des Seabrook College, einem altehrwürdigen Elite-Gymnasium. Und es gibt erste Hinweise auf eine große Liebe – “Lori” der der Sterbende seine letzten Worte widmet.

Im ersten Teil lernt der Leser dann vor allen Dingen die Schule in der Ruprecht und Skippy lernen, die Familien und die Lebensumstände kennen. Eingeführt wird auch die erwachsene Hauptfigur des Buches, Howard “Hasenherz”, wie der vermeintliche Feigling auch genannt wird – ein emotional und intellektuell verschlissener Geschichtslehrer, den eine blonde Vertretungslehrerin aus dem Gleichgewicht bringt und kurz darauf in eine Beziehungskrise stürzt.

Im zweiten Buch verliebt sich Skippy in einem ständigen Auf und Ab pubertärer Gefühle in die kokette Lori, die ihn aber nur an der Nase herumführt. Das ist jedoch nur eine der vielen traurigen Geschichten über Lüge, Verrat und Enttäuschung, die in dem Roman stecken. Auch wie es wirklich zu Skippys Tod kam, erfährt man in den ersten zwei Bänden des Romans, die den liebevoll ausgestalteter Mikrokosmos des Internats Seabrook schildern. Das Personal, die alten Priester, die die Schule einst geleitet haben, Mißbrauch, Vertuschung und Lügen, und die neuen weltlichen Kräfte.

Im dritten Band entwickelt sich die Handlung nach Skippys Tod weiter – aber da bin ich ja noch nicht angelangt – und ich will mir und Euch ja nicht die Spannung nehmen…

Witzig-lockerer Tonfall, großartige Dialoge und kurze, unerbittlich treffende Bemerkungen = unbedingt lesen!

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Titel:
Skippy stirbt: Hopeland-Heartland-Ghostland

ISBN-13:
9783888977008

Autor:
Paul Murray

Verlag:
Kunstmann, A

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