Italienisch für Liebhaber
Frauke Schlieckau | Posted 27/02/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »Die junge Amerikanerin Hilary Belle Walker zieht von San Francisco nach Mailand, wo sie lebt, liebt, als Buchhändlerin arbeitet und versucht, im italienischen Alltag Fuß zu fassen. Wer wie Hilary, die übrigens den gleichen Namen trägt wie ihre Autorin, einmal selbst im Ausland gelebt hat, der weiß, dass das Leben in der Fremde manchmal alles andere als einfach ist und weiß auch, dass es nicht so einfach ist sich mit wenig Besitz und nur wenigen Vertrauten an der Seite ein neues Zuhause zu schaffen …
„Trotz bester Absichten hab ich es noch immer nicht geschafft, mich an materielle Dinge zu binden, obwohl ich seit jeher eine Leidenschaft für sie hege, für wichtige wie unwichtige. Doch leider kann ich dieser Leidenschaft nur dank einer ausgeprägten Fantasie frönen, denn mein privates Eigentum besteht, wie meine häusliche Einrichtung, fast ausschließlich aus Dingen, die andere Leute loswerden wollten. (…) Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass dies ein vorübergehender Zustand ist und damit zusammenhängt, dass ich mein ganzes Erwachsenenleben in Wohnungen verbracht habe, die mir nicht gehörten, allesamt ungefähr zehntausend Kilometer von dem Ort entfernt, in dem ich aufgewachsen bin“ schreibt Hilary und zeichnet ein offenes und ehrliches Bild von ihrem Innenleben.
Um gegen ihr Einsamkeits- und Fremdheitsgefühl anzukämpfen, während sich im Briefkasten die Rechnungen stapeln, um die Männer zu vergessen, die Hilary in ihrer winzigen Mansardenwohnung empfängt und die zwar meistens sogar für eine Weile wiederkommen, letztendlich aber doch nie bleiben, träumt sie sich durch den Alltag. Genau hier liegt die Stärke des Buches – Hilary Belle Walker zeigt in „Italienisch für Liebhaber“, dass die Fantasie eben doch zumindest vorübergehend als rettende Insel fungieren kann.
Und so träumt ihre Protagonistin vor allem von einem: ihrem ersten eigenen Buch, das im Verlauf des Romans immer mehr in Reichweite rückt. Besonders charmant: Hilarys Beschreibungen über ihr inniges Verhältnis zu ihrem Hund Bart, eine merkwürdig-charmante Promenadenmischung oder ihre Anekdote über einen jungen Schriftsteller, in den sie sich verliebt, ohne ihn je gesehen zu haben. Unterhaltsam aber nicht platt geschrieben gibt Hilary Belle Walker in ihrem Debütroman viel von sich selbst preis.