Lass den Teufel tanzen

Frauke Schlieckau | Posted 27/03/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »
Wer „Lass den Teufel tanzen“ aufschlägt, der unternimmt eine Reise in eine andere Welt, genau genommen ins Jahr 1956, wo er in Mangiamuso, einem kleinen Ort in Süditalien die Bekanntschaft mit merkwürdigen Ritualen, abergläubischen Dorfbewohnern und hierarchischen Strukturen zwischen den Geschlechtern macht…
Gott und Teufel, dass sind zu dieser Zeit, weit entfernt von der nächsten Großstadt und all jenem, was gemeinhin unter die Bezeichnung Moderne fällt, die beiden Instanzen, nach denen man sich in Mangiamuso ausrichtet. Auch wenn selbst an diesem abgelegenen Ort langsam deutlich wird, dass der Versuch, sich in Ermangelung von Welterklärungsstrategien auf die Religion zu berufen, auf Dauer nicht mehr Erfolg versprechend ist. Und so verwundert es auch nicht, dass auch das geistliche Oberhaupt langsam aber sicher am Einfluss seines Chefs zweifelt:
„Schon bald hatte (Don Filino Rezza) begreifen müssen, dass der Einfluss Gottes auf die Menschen mittlerweile so schwach war, dass der Teufel sogar dreihundert Tage in Urlaub hätte gehen können, ohne dass es jemand gemerkt hätte. Die Welt wäre auch nicht besser geworden.“
Der Teufel, er steckt im Detail und auch in der „Tarantella“ jenem traditionellen Tanz, mit dessen Schutzmantel die süditalienischen Frauen ihr vordergründig nicht geduldetes Treiben hüllen, so wie die hässliche Zwillingsschwester Fatima, die sich auf den Feldern einem der Arbeiter hingibt:
„Seht ihr nicht, dass eine Tarantel sie gebissen hatte? Es war also das Gift der Spinne gewesen, das ihr nun die Beine emporstieg, das von ihrem Körper und ihrer Seele vollständig Besitz ergriff. Folglich war es auch kein „Anfall“ jenes nächtlichen Schmachtens und jener Sehnsucht und jener Gier nach Zärtlichkeit, der ihr die Brust zum Bersten brachte … Nein, es war die Spinne, das Gift, aber Gewiss doch!“
Am Beispiel des Schicksals der jungen Archina erklärt die Folkloresängerin und Schriftstellerin Teresa de Sio ein historisches Phänomen. Der Leser lernt bei seinem Blick hinter die Kulissen einer rückständigen und archaischen Dorfgemeinschaft vor allem eins: Was es mit dem Begriff „Wie von der Tarantel gestochen“ auf sich hat. Ein interessantes Setting und ein außergewöhnliches Thema, die trotz einiger Längen einen Blick zwischen die Buchdeckel rechtfertigen.
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Titel:
Lass den Teufel tanzen: Roman

ISBN-13:
9783570580257

Autor:
Teresa De Sio

Verlag:
Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann

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