Ein Buch für die Businessclass…
Petra Bohm | Posted 17/04/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »Und zwar nicht nur für die bequemen Sitze der Linienflieger (da würde es mit seinen 155 Seiten auch in die Holzklasse passen) sondern besonders für die Anzugträger, die in eben diesen Sesseln meist Platz nehmen. Oft verwirrend für den Leser – aber soll es das nicht auch?
Das Romandebüt von NDR-Talker Hubertus Meyer-Burckhardt liest sich kompliziert, Zeit-, Raum- und Gedankensprünge fordern den Leser, der sich teilweise an kafkaske Wirrungen erinnert fühlt – trotzdem denke ich, dass der kleine Band seine Fans finden wird – wahrscheinlich in der Businessclass…
Auch der Protagonist Simon Kannstatt war Top-Manager einer internationalen Investmentfirma. Doch bereits vor einigen Monaten hat man ihm gekündigt – scheinbar grundlos – verkündet und durchgesetzt von einem Vorgesetzten, den Kannstatt schlicht für einen Idioten hält, und daher noch verletzender.
Der Neu-Exmanager, dessen Ehe schon seit Jahren nur noch auf dem Papier existiert und dessen Persönlichkeit komplett auf das Geschäftsdenken reduziert ist, steht vor einem Abgrund – er weiss nicht einmal wohin er nun gehen soll, macht erstmal weiter, als wäre nichts geschehen. Begibt sich zum Zürcher Flughafen und sucht sich einen Flieger mit Business-Class – dem Ort, an dem er sich am wohlsten fühlt. Nun hätte er Zeit, sein Leben zu ändern, ein leeres Privatleben mit Sinn zu füllen, doch er entwickelt nur neue Geschäfts- statt Lebensideen. Es folgt eine Reise nach New York, die den Leser verwirrt – ist dieser Ausflug doch auch ein Zeitsprung in die Zeit des Rock’n’Roll und die Vergangenheit von Kannstatt. Oder doch nicht? Ist diese Reise so wie der nächste Flug real oder findet sie nur im Kopf statt? Meyer-Burckhardt überlässt dies der Phantasie des Lesers und das macht dieses Buch einerseits spannend, anspruchsvoll, andererseits aber auch anstrengend.
Mir haben diese phantastischen Ausflüge durchaus Lesevergnügen bereitet, mein Problem war eher, dass mir Simon Kannstatt von Anfang an unsympathisch war. Da fällt es dann schwer, mit dem Protagonisten zu fühlen, zu leiden, oder auch nur zu reisen. Andererseits… das war doch bestimmt wieder Absicht des Autors??? Hmm…
Am besten mal einen Blick in die Leseprobe werfen!
Hubertus Meyer-Burckhardt, geboren 1956 in Kassel, ist Filmproduzent, Journalist und Medienmanager. Seit 2005 hält er eine Professur an der Hamburg Media School. Gemeinsam mit Barbara Schöneberger ist er Gastgeber der NDR-Talkshow. Er lebt in Hamburg.