Die Sehnsucht nach Freiheit
Frauke Schlieckau | Posted 23/05/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »Wie das tägliche Leben im Iran aussieht, ist für uns, die den Luxus von Demokratie und Meinungsfreiheit gewohnt sind, nur schwer vorstellbar. Wer sich für andere Menschen, Kulturen, Lebensvorstellungen und Lebenswege interessiert und seinen Horizont erweitern möchte, der sollte daher nicht versäumen „Der geheime Bazar“ von Ron Leshem zu lesen …
Es ist kein Geheimnis, dass an allen Orten und in allen Epochen, in denen Unterdrückung herrscht, unter der von den Machthabern asphaltierten gesellschaftlichen Oberfläche Träume und Ideen wuchern, die gerade die Künstler dazu herausfordern, etwas dagegenzusetzen und unter nicht ungefährlichen Bedingungen kreative Kleinode zu schaffen. Es ist auch kein Geheimnis, dass – egal wo – die besten Parties grundsätzlich die verbotenen Parties sind. Oder dass das Leben, dort wo es am stillsten und friedlichsten zu sein scheint, hinter verschlossenen Türen manchmal die größten Geschichten erzählt.
All diese Punkte treffen auch auf „Der geheime Bazar“, den neuen Roman des israelischen Autors Ron Lesham zu. Ron Leshem hilft uns dabei, in eine fremde Welt einzutauchen, er entführt uns nach Teheran wo wir den abenteuerlustige Kami kennenlernen, der, auf dem Dorf groß geworden, sein Studium in der Millonenstadt beginnt und dort schnell die Erfahrung macht, dass Menschen sich nur bedingt von gesellschaftlichen Verboten unterdrücken lassen. Ob es sich um seine verschrobene Tante, um fremde Menschen, denen er auf illegalen Untergrundparties begegnet oder um die schöne Nilufer handelt, in die er sich Hals über Kopf verliebt – die Sehnsucht nach Freiheit ist Tami und allen Figuren, denen er über den Weg läuft, tief in ihr Herz eingeschrieben.
Ron Leshem, 1976 in der Nähe von Tel Aviv geboren, war stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung “Maariv” und gehört seit 2006 zur Programmdirektion von “Channel Two”. “Der geheime Basar” stand wie schon Leshems Debütroman “Wenn es ein Paradies gibt” (dt. 2008) in Israel monatelang auf der Bestsellerliste. Für “Wenn es ein Paradies gibt” erhielt Ron Leshem 2006 den Sapir-Preis, den bedeutendsten Literaturpreis des Landes. Die Verfilmung des Buches unter dem Titel “Beaufort” wurde auf der Berlinale 2007 mit dem Silbernen Bären prämiert.