Wahnsinnig gut, aber verrückt?
Frauke Schlieckau | Posted 15/05/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »Erinnert ihr euch noch an „Die Teufelin“? Jenen guten, aber verrückten Film mit Meryl Streep und Roseanne Barr in dem Letztere sich bitterböse an ihrem untreuen Ehemann rächt? Wenn ihr die Geschichte nach einer Romanvorlage der Londoner Erfolgsautorin Fay Weldon mochtet, solltet ihr auf jeden Fall einen Blick in ihr neues Buch „Geben und Nehmen“ werfen…
Der Roman, der in England 2009 auf den Markt kam und jetzt im Dumont Verlag erstmals auf Deutsch erscheint, spielt in der Zukunft, genau genommen im Jahr 2013 und erzählt die Geschichte der achtzigjährigen Frances Prideaux. Aus der Perspektive der alten Dame wird ein Rückblick auf ein vergangenes Jahrhundert geworfen und mit so einigem und einigen, die ihr in dieser Zeit begegneten, abgerechnet.
Frances nimmt den Leser mit auf eine sagen wir mal unkonventionelle Reise durch ihr Leben und lässt besonders an den Männern in ihrer Vergangenheit kein gutes Haar. Auch auf die Geschichte ihrer Freundschaften wirft die Heldin einen Blick und beweist dabei bereits zu Beginn des Romans bösen britischen Humor. So reflektiert sie zum Beispiel lakonisch den Verlust ihrer Freundin Cynthia, die nach ihrer Scheidung in die Türkei flüchtet und bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt:
„,Ein Freund hat mir für eine Woche ein Ferienhaus in der Türkei angeboten“ sagte sie. Ich müsste allerdings die Kinder zurücklassen. Findest Du, das wäre okay? Ich muss mal raus, das hab ich mir verdient.’
Ich sagte, nein, das sei nicht ok, die Kinder seien durcheinander genug, und jetzt sei nicht die Zeit sie allein zu lassen. ,Und was heißt schon ,verdient’, sagte ich und gab mich moralisch. ,Verdient gibt’s nicht. Nur weil Du harte Zeiten hinter dir hast, brauchen noch lange keine angenehmen darauf folgen. Da draußen gibt’s kein System, das Gut und Böse im Gleichgewicht hält.’
Aber Cynthia fuhr trotzdem, und an dem Tag, als sie zurückerwartet wurde, stürzte vor Paris ein Flugzeug ab, und in den Nachrichten sah ich eine ihrer viktorianischen angehauchten Stiefeletten inmitten von verkohltem Metall und Fleischfetzen und auf dem Waldboden verstreuten Habseligkeiten.”
„Wirklich ziemlich verrückt. Wahnsinnig gut, aber verrückt“, schrieb der Daily Telegraph über den Roman. Was meinen Ihr?