Text: Dominik Roth
Was würden sich Kolumbus, Marco Polo und die ganze olle Seefahrer-Bande im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten: die Welt ist eine Scheibe! Basta, Schluss, Aus! Im Kosmos des englischen Schriftstellers Terry Pratchett gibt es sie jedenfalls, die Scheibenwelt…

Damit nicht genug – das Fundament ist eine riesige, durchs All treibende Schildkröte, auf deren Rücken vier Elefanten die Menschen und ihre Erde tragen. Seit bald 30 Jahren entspinnt der Autor eine Art obskure Parallelwelt, in der viele Dinge ähnlich ablaufen wie bei uns – nur ganz anders.

Hauptperson im mittlerweile 38. Roman ist die Junghexe Tiffany Weh. Seit mehreren Jahren hilft sie der Dorfbevölkerung mit Arzneimitteln, kümmert sich um die Armen, tut Gutes, wo sie nur kann. Trotzdem kommt den meisten Menschen ihr Tun und Treiben äußerst merkwürdig vor. Ernst und gefährlich wird es, als sich eine uralte Macht aufmacht, um der Hexerei den Garaus zu machen. Denn die Macht kann Menschen manipulieren und sie aufwiegeln – und es ist noch gar nicht so lange her, dass der letzte Scheiterhaufen angezündet wurde…

“Ein Märchen von der Scheibenwelt” – so prangt es unter dem Titel des Buches. Trotzdem ist das ganze weniger etwas für Kinder als für Leser, denen Elbenwald und Co. zu fantastisch und abgehoben sind. Denn der Humor ist und bleibt ein Erfolgsrezept im Wirken von Terry Pratchett, auch wenn er in seinem Spätwerk nicht mehr an erster Stelle steht. Wie lange sich die Leserschaft auf neues Material freuen darf, ist abzusehen – Ende 2007 wurde die Alzheimererkrankung des Autors bekannt. Für Fans des Briten ein Lesegenuss – Einsteiger in Sachen Scheibenwelt sollten vielleicht erst zu einem früheren “Scheibenwelt”-Roman greifen. Auch wenn man die Neuerscheinung ohne Vorkenntnisse lesen kann – denn alle Bücher sind in sich abgeschlossen.

Eine Erkenntnis bleibt auch so: selbst als Scheibe wäre die Welt doch wunderbar. Vielen Dank, Mr. Pratchett.