Sesselfessler!
Petra Bohm | Posted 23/09/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »Irgendwie habe ich es dieses Jahr mit amerikanischen Autorinnen und Familiengeheimnissen, die am Wasser spielen…Nach Elin Hilderbrands “Sommerhaus” und Sarah Jios “Irgendwo für immer” hat mich jetzt “Der See der Träume” von Kim Ewards für 2 Wochenenden an den Lesesessel gefesselt…
Das Cover kommt euch irgendwie bekannt vor? Richtig! Denn den zweiten Roman von Kim Edwards hat der Verlag ganz ähnlich verpackt, wie deren ersten internationalen Bestseller “die Tochter des Fotografen”. Und auch die großen Themen des ersten Roman wie Verlust, Trennung, Neuanfang spielen eine wichtige Rolle. Wieder geht es um Schicksale, die durch ein lang verborgenes Geheimnis miteinander verbunden sind und vergangene Entscheidungen, die das Leben vieler Menschen für immer verändern können. Trotzdem ist die Handlung erfrischend anders und keinesfalls eine billige Serienfabrikation.
Auf 477 Seiten finden sich nicht nur 22 teils spannende, teils romantisch ausgemalte Kapitel, sondern auch ein ausführlicher Epilog, den ich als sehr angenehm empfand, denn nachdem man sich richtig in der Familie Jarrett eingelebt hat und sich durch Kim Edwards dichten Schreibstil fast zugehörig fühlte, fällt es am Ende der eigentlichen Handlung schwer, loszulassen. Erst nachdem ich wusste, wie es mit den Hauptfiguren weitergeht, konnte ich die Buchdeckel endgültig beruhigt zuklappen. Außerdem gibt es noch eine höchst nützliche Ahnentafel, die ich – wenn sie am Anfang des Buches stehen würde und man sie nicht versteckt am Ende fände – sicherlich mehrfach aufgeschlagen hätte. Schade. Sehr interessant auch das anschließende Interview mit der Autorin, in dem man einiges über die Entstehung des Romans erfährt z.B. einige biografische Parallelen zwischen Hauptdarstellerin Lucy und Kim Edwards, die wie ihre Heldin an den Finger Lakes nahe der kanadischen Grenze aufgewachsen ist.
Kurz vor ihrem 30. Geburtstag ist die Weltenbummlerin Lucy Jarrett beruflich und emotional an einem Tiefpunkt angelangt. In ihrer Beziehung kriselt es, ständige Erdbeben an ihrem japanischen Wohnort erschüttern sie nicht nur physisch. Für eine Auszeit kehrt Lucy in ihre Heimatstadt “The Lake of Dreams” zurück. Währen ihr Freund Yoshi zunächst beruflich in Japan bleiben muss, empfangen sie unerwartete und schmerzliche Konflikte: Die Mutter beginnt ein neues Liebesverhältnis, während Lucy den Tod ihres Vaters nie verwunden hat und sich an diesem mitschuldig fühlt. Sie begegnet ihrer Jugendliebe Keegan wieder, was alte Gefühle in ihr lebendig werden lässt, und durch Zufall findet sie hinter einer Heizkörperverkleidung uralte Dokumente, darunter einen geheimnisvollen Brief. Dieser führt auf die Spur eines lange verschütteten Familiengeheimnisses, das immer mehr in die Gegenwart hineinspielt.
Nach einem gelungenen Auftakt, der wirklich neugierig macht, wechseln sich im Laufe der Ich-Erzählung von Hauptprotagonistin Lucy fesselnde, die Handlung vorantreibende, Szenen mit eher beschreibenden, gefühlvollen und auch nachdenklichen Passagen, ab. Spannend im klassischen Sinne ist die Handlung nicht, aber das Buch zieht durch erstaunliche Wendungen immer wieder an. Ich denke: dies war ein gelungener Abschluss der Sommerlektüre 2011. Jetzt kann ich mal etwas Herbstliches vertragen. Schluss mit Sand unter den Füßen und wehenden Vorhängen. Aber ihr – ihr dürft mit Kim Edwards noch euren Sommer verlängern. Solltet ihr sogar!
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