Sommerlügen
Bettina Apelt | Posted 08/09/2011 | Krimi | Keine Kommentare »Ein Teenie-Buch lesen, mit einem Krimitouch, klingt erst mal nach Herausforderung. Aber „Lügensommer“ (Sommerlügen von Schlink liegt ja in Wahrheit immer noch ungelesen da) ist dann ja doch eher eine Bereicherung. Alexandra Kui erzählt von Merit, die plötzlich in die schwierige Lage kommt, ihren Bruder Ansgar zu verteidigen. Schwierig zum einen, weil sie den Bruder ja selbst eher problematisch empfindet. Zum anderen, weil ihr Bruder plötzlich verdächtigt wird, seine eigene Freundin umgebracht zu haben. Und das alles in Merit letztem Sommer bevor das große Leben losgeht. Das Leben mit dem Studium, das Leben in der fremden Stadt.
Merit ist ein Mädchen in Poloshirt, bei dem man sich den Burberry Schal nahezu vorstellen mag, und die man dann – aller Vorurteile zum Trotz – doch liebgewinnt. Die man dabei beobachtet, wie ihr Familienkonstrukt zerbröselt und die – klassisch Teeniebuch eben – daran wächst. Klingt ein bisschen infantil? Täuscht aber. Wunderbar zu lesen ist „Lügensommer“, weil man Merit dabei zuschaut, wie sie Puzzleteile aneinanderklebt, man als Leser schnell zwei wahrhaft verdächtige Täter eruiert, und dann am Ende eben doch überrascht ist, wer verantwortlich ist am Tod der Künstlerfreundin des Bruders. Und weil es eben doch immer wieder schön ist in so Teeniewelten einzutauchen: In Sommer, Sonne und Überraschungen wie sie in „Erwachsenenbüchern“ selten so belebend sind. Kleine Ungereimtheiten verzeiht man nach einem Nachmittag voller Lesensfreude. Draußen war auch Sommer: Vergessen.