Totschweigen
Bettina Apelt | Posted 14/09/2011 | Krimi | Keine Kommentare »Schwedische Autoren, schwedische Krimiautoren, kann man mögen. Muss man vielleicht sogar fast. Von daher kann ein Buch mit dem Titel „Die Einsamen“ auch nicht abschrecken. Nesser erzählt von einer sechsköpfigen Freundesgruppe, die nahezu alles gemeinsam macht.
Gemütliches Beisammensein, Umzüge bewältigen, Geschäftsideen verwirklichen, Reisen unternehmen und – fast – gemeinsam über dort erlebte Trauma hinwegkommen. Aber eben nur fast. Eine erholt sich von dem Trauma nur schwer und plötzlich kann keiner mehr helfen. Wie dramatisch die Lage ist, kann nur vermutet werden, denn Totschweigen scheint plötzlich die Lösung.
So wird nicht mehr darüber geredet, das Erlebnis der jüngsten Freundin wird nicht mehr angesprochen und der Freundesbund scheint zu zerbrechen, wie es wohl häufiger vorkommt. Ganz so verschwiegen allerdings bleibt die Truppe nicht, denn plötzlich ist besagte Freundin tot.
Zwanzig Jahre lang bleibt unklar, ob es Selbstmord war oder vielleicht doch jemand nachgeholfen hat. Dann stirbt wieder jemand an der selben Stelle. Wieder aus der selben Freundesgruppe, die nur noch sehr, sehr lose verbunden ist. Totschweigen lässt sich nun nichts mehr und langsam wird klar, dass mehr verschwiegen wurde, als alle geahnt hatten.
Nesser schafft es mit Bravour die einzelnen Charaktere in ihrer Not darzustellen und besticht mit einem überraschenden Ende: Mal wieder. Traurig, bestechlich und irgendwie – überraschenderweise – doch wieder tot zu schweigen.