Loriot: Biographie
Petra Bohm | Posted 23/10/2011 | Biografien, Sachbuch | Keine Kommentare »Das hätte Bernhard-Victor Christoph Carl von Bülow alias Loriot gefallen: hier wird Biographie noch mit “ph” geschrieben…
Vielleicht wollte der anonyme Autor dieses Buches damit dem großartigen, aber auch erzkonservativen Humoristen ein kleines verschwörerisches Zeichen ins Jenseits schicken, denn wie der Klappentext verrät, bezeichnet dieser sich als “wahrscheinlich Deutschlands größter Loriot-Fan”. “Dieter Lobenbrett” sei das Pseudonym eines Journalisten, der bereits mehrere Bücher geschrieben hat.
Das erklärt dann vielleicht auch, warum diese Biografie (Oh, Verzeihung “Biographie”) bereits 3 Wochen nach Loriots Todestag auf dem Markt war. Entgegen einiger scharfer Leserkritiken finde ich, dass diese eine nett zu lesende Zusammenfassung des Lebens des vielleicht größten deutschen Humoristen bietet. Vieles hat man allerdings schon gehört – und diese Kritik muss sich das Buch gefallen lassen: bisher nicht Veröffentlichtes erfährt man überhaupt nicht, allerdings versucht Herr Lobenbrett auch nicht vorzutäuschen, dass es persönliche Gespräche gegeben hätte und konstruiert auch keine Gerüchte in Bild-Zeitungs-Manier.
So wird Loriots Leben im historischen und gesellschaftlichen Kontext erzählt, der Biograf bemüht sich auch, die jeweilige Epoche lebendig darzustellen. Viele Loriot-Zitate wecken Erinnerungen – ein paar Fotos oder Bilder hätten dem Buch allerdings gut getan. Im Anhang gibt es dann noch ein ausführliches Werksverzeichnis.
Man weiss es nicht, ob und wann es noch eine ausführlichere Biographie geben wird – bis dahin bereitet dieses Büchlein allen Fans einen Nachmittag voller Erinnerungen. Ich hoffe, dass der zurückhaltende Vicco von Bülow mit dieser – auf bürgerlicher Distanz gehaltenen – Lebensgeschichte zufrieden ist. Hätte er uns mehr verraten wollen, hätte er es vielleicht selbst getan. R.I.P. Loriot.
P.S. Ich muss die ganze Zeit rätseln, was sich hinter Lobenbrett (so ein “Loriotisch” klingender Name) verbergen könnte. Ein Anagramm? (Lebentotbr?)