Liebe auf den zweiten Klick
Petra Bohm | Posted 28/11/2011 | Belletristik | Keine Kommentare »Der Titel verrät es schon fast: bei diesem blauen Paperback handelt es sich um einen Email-Roman. Und sowohl vom Format als auch vom Inhalt her eignet der sich bestens als kurzweilige Unterhaltung auf dem Weg ins Büro…
Eine Lektion bekommt die Leserin gleich zu Anfang: Lieber keinen privaten Email-Verkehr vom Dienst-Account! Denn: Prinzipiell wissen Beth und Jennifer, dass ihre Firma den internen Mailverkehr überwacht. Doch wenn man sich so viel zu sagen hat, wie die beiden Freundinnen, kann man schließlich nicht alle paar Minuten an den Schreibtisch der anderen rennen, um sich über die letzten Neuigkeiten auszutauschen. Also mailen die beiden munter weiter, und es gibt kaum etwas in der Zeitungsredaktion, das vor ihrer spitzen Zunge sicher wäre. Aber es geht auch um Liebesnöte. Jennifers Mann bedrängt sie, endlich aktiv in die Familienplanung einzusteigen, doch sie fühlt sich noch nicht bereit für ein Baby. Beth dagegen würde sich etwas mehr eindeutiges Engagement ihres Freundes durchaus wünschen, aber für ihn klingt das Wort “Ehe” ungefähr so attraktiv wie “Steuererklärung”.
Als Internet-Sicherheitsbeauftragter der Firma ist es die Aufgabe des eher schüchternen Lincoln, genau solche “arbeitsfernen” Mails zu melden. Doch er verschiebt es Tag um Tag, da er sich zum einen eingestehen muss, sich bei der Lektüre des witzigen Schlagabtauschs der beiden Frauen köstlich zu amüsieren (genau wie die Leserin übrigens) – und er zum anderen immer mehr Sympathien für Beth entwickelt. Doch wie sagt man einer Frau, dass man sie liebt, wenn man sie a) noch nie gesehen hat und b) heimlich ihre Mails gelesen hat?
Der Roman ist in erster Linie aus Lincolns Sicht geschrieben, doch immer wieder wird der Mailverkehr der beiden Freundinnen eingebaut und gerade dieser absatzweise Wechsel zwischen den Perspektiven macht Spass. So erfährt man über Beth und Jennifer nur etwas aus ihrer Korrespondenz, ohne dass sie als wirklich handelnde Figur in Erscheinung treten. Besonders mit der zwar etwas naiven aber höchst liebenswerten Beth kann Frau sich leicht identifizieren und fiebert mit ihr natürlich mit um ein Happy End.
Autorin Rainbow Rowell hat die Handlung nicht ganz fern ihre eigenen Arbeitsalltags angesiedelt, denn sie arbeitet als Journalistin und Lifestyle-Kolumnistin für den »Omaha World-Herald«.