Nervige (Anti)helden mit überraschendem Ende
Bettina Apelt | Posted 07/12/2011 | Krimi | Keine Kommentare »Kann eine Anwältin für jugendliche Außenseiter so nerven, dass man sich fast wünscht, dass ihr geltungssüchtiger Polizistenfreund sie tatsächlich betrügt? Sie kann. Kann ein gesundheitsbewusster Polizist so sehr nach einem Erfolg streben, dass man ihm fast Misserfolg wünscht.?Er kann. Kann ein Buch dennoch durchaus lesbar sein? Es kann. Und zwar, und vielleicht nicht nur dann, wenn es sich um Helen Blacks „Schuldspruch“ handelt.
Die Anwältin Lily, hochschwanger, sehr chaotisch und nahezu überzeichnet schlampig, wird bei einem vermeintlichen Selbstmord herangezogen und steckt schnell inmitten von Ermittlungen eines möglichen Ehrenmordes. Ihr Freund Jack, erfolgloser aber sehr ergebniswilliger, Polizist, ermittelt ebenfalls: Ein Mädchen ist verschwunden und alles scheint darauf hinzudeuten, dass hier zumindest ein Ehrenmord geplant sein könnte.
Mitunter etwas nervig sind die Charaktere, mitunter so nervig, dass fast die Spannung abhanden kommt. Wenn der Leser hier aber Haltung bewahrt und damit leben kann, dass man nicht jeden Protagonisten lieben, ja nicht mal mögen, muss, wird er belohnt: mit einem fulminanten Ende, das viele Überraschungen birgt. Und am Ende tauchen sogar noch ein paar Protagonisten auf, denen man ein Happyend wünscht. Und selbst Lily kann man plötzlich irgendwie ertragen. Jack bleibt jedoch nur ein vermeintlicher Held. Und Mut, Personen so zu überzeichnen, kann man der Autorin auch zusprechen. Geduld zahlt sich also aus.