Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner
Petra Bohm | Posted 31/01/2012 | Belletristik | Keine Kommentare »Ihr habt im Alltag schon genug um die Ohren und wollt beim Lesen einfach gut unterhalten werden? Ihr mögt die Bücher von David Safier? In eurer Beziehung plätschert es so vor sich hin? Dann seid ihr mit diesem leichten Roman von Kerstin Gier für ein paar unterhaltsame Lesestunden allerbestens versorgt…
Ganz so abgedreht wie David Safier geht die Autorin dann aber doch nicht mit der Realität um – ihr genügt ein einziger Kniff, um eine ziemlich irrwitzige Situation zu schaffen, in der es von da an aber sehr real zugeht – und dieser Kniff ist eine klitzekleine Zeitreise. Im Gegensatz zu den meisten Zeitreisen ist diese nämlich ziemlich kurz: Protagonistin Kati findet sich nach einem Unfall nicht nur im Krankenhaus, sondern 5 Jahre früher im Jahr 2006 wieder.
Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hat, nimmt Kati es mit relativer Gelassenheit, denn zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in der Vergangenheit, war sie noch nicht mit ihrem Ehemann Felix zusammen. Das findet sie eigentlich recht praktisch, denn in der Gegenwart war sie kurz davor, ihn mit Matthias zu betrügen, in den sie sich heftig verliebt hat. Nur das schlechte Gewissen, auch weil ihre Ehe keinesfalls unglücklich, sondern nur inzwischen etwas langweilig war, hielt sie von einer Affäre ab – und eben dieser dumme Unfall. Nun will Kati in der Vergangenheit alles besser machen. Damit sie Felix nicht betrügen muss, umschifft sie geschickt den Moment, in dem sie ihn kennengelernt hätte und meldet sich dafür auf einem Seminar an, um dort Matthias (rechtzeitig) kennenzulernen. Außerdem regelt sie ein paar praktische Dinge, z.B. die in der Urversion völlig verkorkste Hochzeit ihrer Schwester…
Doch natürlich lässt die Vergangenheit nicht so einfach mit sich umspringen, auch wenn man “Future Woman” ist…
Der Roman lebt aber nicht nur von der Situationskomik, sondern auch von der grundliegenden Idee, die ernster ist, als es auf den ersten Blick scheint. Denn mal ehrlich: Fast jeder, der in einer längeren Beziehung lebt, hat sich wohl schon mindestens ein Mal gefragt, ob der jetzige Partner der Richtige ist, oder ob nicht doch noch irgendwo Mr. Right auf seinen Auftritt wartet. Wie würde man selbst handeln, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte?
Nette Idee am Rande – neben dem (sehr treffenden) Titel ist der Roman mit einigen zu den Kapiteln passenden Zitaten gespickt. Praktisch als Lesezeichen bei diesem Paperback auch das Cover mit Klappe. Eine Mode, die sich meinetwegen gerne durchsetzen darf…