Macho, Macho
Kristina Tschesch | Posted 20/01/2012 | Belletristik, Humor, Ratgeber, Sachbuch | Keine Kommentare »Männer in Badehosen, Frauen in Unterhemden, Aufreißer, Spieler, Chefansager, Krieger. So lauten ein paar der Kapitelüberschriften aus Judith Luigs unterhaltsamem Buch „Breitbeiner“…
Es trägt den Untertitel „Warum wir Machos trotzdem mögen“ und dieses „trotzdem“ spielt natürlich darauf an, dass die emanzipierte Frau von heute eigentlich total Anti-Macho eingestellt ist. Wer will schon einen abgebrühten, gefühlskalten und sich in regelmäßigen Abständen mit gekonntem Griff in den Schritt seiner Männlichkeit versichernden Typen an seiner Seite?
Tja, es bleibt das „trotzdem“. Denn obwohl wir Frauen wissen, dass jede archaische Rollenverteilung eigentlich passé sein müsste, ertappen wir uns immer wieder dabei, uns in Machotypen zu verlieben. Warum das so ist, dem geht Judith Luig auf 200 Seiten auf den Grund.
Zunächst muss die Autorin feststellen, dass auch sie sich wohl mal wieder einen Macho geangelt hat. Nachdem diese Erkenntnis verdaut ist, wird es Zeit, die Spezies etwas näher zu untersuchen. Heißt: sich erst mal in einen Macho hinein versetzen. Dazu nimmt Luig sogar an einem „Man for a Day“-Workshop teil, wo alle Teilnehmerinnen in Männerrollen schlüpfen und sich im Männeroutfit sogar ins Berliner Nachtleben wagen. Und siehe da: Wortkarges „einfach nur Rumgestehe“ kommt bei der Frauenwelt an! (Judith Luigs ist als „Martin“ zwar nur deshalb so ruhig und abweisend, weil sie sich in ihrer Männerrolle unsicher fühlt, aber die freundlichen Reaktionen der anwesenden Frauen sprechen Bände.)
Auch aufs „Wacken Open Air“ hat sich die Autorin (jetzt wieder als Frau) gewagt, um etwas über harte Kerle herauszufinden. Weitere Recherchen haben zum Beispiel ergeben, dass auch Familienväter mit „Hundeblick“ waschechte Machos und Fremdgeher sein können. Aber auch, dass besonders Chatforen im Internet sowie Chefetagen großer Unternehmen beliebte Tummelplätze der Breitbeiner-Spezies sind. Letztlich bringt auch ein Interview mit Deutschlands Playboy Nummer Eins, Rolf Eden, Licht ins Dunkel.
Alle Erkenntnisse Luigs sollen hier natürlich nicht verraten werden. Da sollte Frau dieses humorvolle Buch doch lieber selber lesen. Vieles ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen, aber es steht hier auch ganz viel Wahres drin. Insofern ist die Lektüre natürlich auch bestimmten Männern aka Machos aka Breitbeinern unbedingt zu empfehlen.
Judith Luig, Jahrgang 1974, ist Journalistin und schreibt als Reporterin für „Welt“, „Welt am Sonntag“ und „Berliner Morgenpost“. „Breitbeiner“ ist ihr erstes Buch.