Als Hobbyhypochonder habe ich mir lange überlegt, ob ich dieses Buch überhaupt lesen soll. Wenn ich nämlich über schlimme Krankheiten in Zeitungsartikeln oder Magazinen lese finde ich in der Regel umgehend beschriebene Symptome bei mir selbst. Nun schildert Dr. Brandy Dunn in Ihrem Buch verschiedene Fälle von Männern die Probleme mit ihrem Sexualleben haben und sie deshalb in ihrer New Yorker Privatpraxis aufsuchen. Die Angst, dass deren Schwierigkeiten mit Kraft der Gedanken wie ein Floh auf mich überspringt war groß, aber wie ich jetzt weiß: unbegründet…

Das liegt nicht daran, dass die geschilderten Fälle so absurd, realitätsfremd und reißerisch sind, dass ich mich mit den beschriebenen Männern nicht identifizieren kann. Im Gegenteil. Die geschilderten Fälle erscheinen kaum überzogen, eher lehrreich. Es werden Ursachen und Umgang mit den Problemen in den Vordergrund gestellt. Die Männer werden nicht über einen Kamm geschert, wie ich es befürchtet habe und auch der Anteil der Frauen am männlichen Verhalten kommt zur Sprache.

Fast ausschließlich werden die sexuellen Probleme zwischen Mann und Frau als Projektion ungelöster Fragen aus anderen Lebensbereichen identifiziert. Das hat die Autorin zunächst ihren Patienten klar gemacht und jetzt uns Lesern. Besonders ehrlich wirkt das Ganze, da sie immer wieder ihre eigenen Beziehungsproblematiken einfließen lässt.

Meine wichtigste Erkenntnis: Starke Zuneigung füreinander ist kein Garant für befriedigenden Sex und Sex ist langfristig kein gewinnbringender Ersatz für Liebe. Bei niemandem. Klingt banal, das scheinen aber die größten Missverständnisse zu sein, die das Thema Liebe, Sex und Beziehung umranken.

Nun wird dieses Buch alleine keine Verhaltensmuster ändern auf die wir jahrelang zurück gegriffen haben und die wie ein Pfand ausgetreten sind. Aber vielleicht nimmt es die Angst, selbst mal eine Therapie zu machen. Wie gut, dass das in Deutschland die Krankenkassen bezahlen…