Eine Liebe in Luxor
Tanja Wekwerth | Posted 31/08/2012 | Belletristik | Keine Kommentare »Während die Geschichte der Autorin Lucie Duff Gordon allgemein bekannt ist (vor allem für ihr Buch „Letters from Egypt“, das 1865 erschien und bis heute gedruckt wird), weiß man eigentlich nichts über ihre Zofe Sally Naldrett. „Eine Liebe in Luxor“ lässt nun diese Frau, die bereits als junges Mädchen im Dienste ihrer Lady Duff Gordon gestanden hat, aus dem Schatten der Vergessenheit treten und zu Wort kommen…
Aufgrund einer schweren Tuberkuloseerkrankung muss Lady Lucie das feucht-kühle England verlassen. Sie braucht zum Überleben ein warmes Klima und macht sich mit ihrer treuen Zofe Sally auf den Weg nach Ägypten. Ehemann, Kinder und Mutter der Lady bleiben in England. Es ist ein schwerer Abschied. Die beiden Frauen kommen schließlich in Luxor an, wo sie sich in einem komfortablen Haus einrichten und einen Diener zur Seite gestellt bekommen: Omar Abu Halawy, der außerdem kocht und die Frauen arabisch lehrt.
Der Drei-Personen-Haushalt versteht sich bestens, die Lady und ihre Zofe genießen die ägyptische Gesellschaft und verlieben sich in das warme, prächtige Land, in dem sie sich bald wie zu Hause fühlen.
England, mit all seinen Konventionen und Vorschriften, tritt immer weiter in den Hintergrund. Mit dem Abstreifen ihrer Korsetts und dem Tragen von Haremshosen und weiten Hemden verschwimmen auch die Grenzen zwischen Herrschaft und Personal und Lady Lucie und die Zofe Sally werden beinahe Freundinnen.
Doch dann verlieben sich Omar und Sally ineinander, es ist die große, wahre Liebe, ein Kind wird geboren und für die Lady bricht eine Welt zusammen. Sie empfindet Sallys großes Liebesglück als persönlichen Hochverrat und verweist sie des Hauses. Das Baby soll bei Omars Familie untergebracht werden und Sally muss nach England zurückkehren.
Doch Sally will endlich ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen. England ist schon lange nicht mehr ihre Heimat und sie beschließt, auf eigene Faust in Ägypten zu bleiben: eine von der englischen Gesellschaft Geächtete mit einem Baby.
Kate Pullinger hat einen wundervollen Roman geschrieben, der lange nachschwingt. Gefühlvoll beschreibt sie zwischenmenschliche Facetten. Berauschend zu lesen sind ihre Landschaftsbeschreibungen: die im Sand vergrabenen Paläste, die Königsgräber, Luxor und Kairo in glühender Hitze. Man bekommt Fernweh und möchte das Buch gleich noch einmal lesen. Wenn möglich auf einer Nil-Kreuzfahrt.
Gemeinsam mit „Das Siegel der Tage“ von Isabel Allende ist „Eine Liebe in Luxor“ mein Lieblingsbuch 2012.