“Das geheimste Buch, das wir je gemacht haben”
Petra Bohm | Posted 27/09/2012 | Autoren, Belletristik | Keine Kommentare »…meint Dr. Siv Bublitz lachend über den neuen Rowling-Roman, der heute erscheint. Tatsächlich waren bereits die Bedingungen, unter denen die Ullstein-Verlegerin zum ersten Mal den Originaltext gelesen hat, abenteuerlich…
Denn das Manuskript durfte nur im Londoner Verlag unter größten Sicherheitsvorkehrungen eingesehen werden. Nachdem Bublitz um 9 Uhr morgens die Sicherheitskontrollen im altehrwürdigen Verlagsgebäude passiert hatte, führte man sie in einen engen fensterlosen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen. Dorthin wurde ihr das Manuskript gebracht – ein Stapel Papier von rund 700 unredigierten Seiten. “Nach zwei Stunden habe ich erst einmal de Tür aufgeklemmt, um Sauerstoff zu bekommen” erinnert sie sich an den unwirtlichen Leseort.
Über den Inhalt durfte die Verlegerin nichts sagen, denn bis zum heutigen Erscheinungstermin unterliegt das Manuskript – wie auch einst die Harry-Potter-Bände – strengster Geheimhaltung. Die Produktion erfolgte in einem abgesperrten Bereich der Druckerei, die Mitarbeiter durften keine Handys mit in diesen Bereich bringen und Wachmänner führten Taschenkontrollen durch. Die LKW’S für die “heiße Ware” waren verplombt und Buchhändlern eine hohe Konventionalstrafe angedroht, wenn auch nur ein Kunde das Buch vor heute um 9 Uhr in den Händen hält.
Angesichts des knappen Zeitbudgets wurden zwei erfahrene Übersetzerinnen engagiert. Dass der Wind den beiden Profis allerdings in London ins Gesicht blasen würde, damit hatte zunächst niemand gerechnet. Die beiden Übersetzerinnen: “Als wir gefragt wurden, ob wir das neue Buch von J.K. Rowling übersetzen wollen, haben wir natürlich sofort ja gesagt – denn wer lässt sich so etwas entgehen? Aber als es dann hieß, wir müssten in London übersetzen und hätten dazu nur 4 Wochen Zeit, mussten wir doch erstmal schwer schlucken. Wir sind um sieben Uhr aufgestanden und haben täglich zehn Stunden gearbeitet, auch an den Wochenenden. Das Büro war abschließbar und unserer Laptops (ohne Internetanschluss) waren mit dreifachen Codewörtern gesichert und mussten zusätzlich mit einem Sicherheitsschloss am Schreibtisch angekettet werden.”
Leicht zu übersetzen sei das Buch nicht gewesen. “Anfänglich legt man munter los, aber der Teufel steckt im Detail. Rowling kann gut erzählen, humorvoll-ironisch, eben das, was uns so typisch britisch vorkommt. Sie kann Personen sehr gut herausarbeiten, ihnen eine eigene Sprache geben und sie so lebendig werden lassen, dass man von allen nach wenigen kurzen Sätzen sofort ein Bild vor Augen hat.”
Hach, was bin ich jetzt gespannt…