“Schweinkram” trifft es vielleicht nicht wirklich – dafür sind die beiden Kurzgeschichten in diesem hübschen, kleinen roten Leinenband tatsächlich nicht nur – wie von Alan Bennett gewohnt – herrlich kurios, sondern tatsächlich ziemlich unziemlich…

Zuviel darf ich aber über den Inhalt nicht verraten, um dem Leser nicht das Vergnügen der absoluten Verwirrung beim Lesen der ersten Seiten zu nehmen. Da geht es nämlich um einen Mann und eine Frau in einem Wartezimmer, die einen so völlig absurden Dialog führen, dass ich verwirrt nochmals “Auf Anfang” gegangen bin. Schade übrigens, lieber Verlag, dass es keine Leseprobe im Netz gibt, denn ich bin mir sicher, dass jeder nach 10 Seiten unbedingt wissen will, wie es weiter geht…

In beiden Geschichten widmet sich der britische Autor wieder seinen Landsleuten und davon wieder besonders skurrilen Exemplaren. Diese sind meist ziemlich kontaktgestört und unglücklich. Zumindest anfangs. Denn wie der Titel der ersten Geschichte bereits andeutet, erblüht darin Mrs. Donaldson. Und wie!

Herrlich wieder der lakonische Tonfall, minimalistische Dialoge und überraschende Pointen.
Wer den Autor – der leider bei uns irgendwie immer noch als Geheimtipp gehandelt wird, kennenlernen möchte, kann mit diesem Büchlein prima einsteigen. Toll auch zum Verschenken – aber bitte NICHT an ältere Witwen oder Schwiegermütter. Oder vielleicht auch gerade…

Und ja – um Sex geht es dann schließlich auch. Versprochen.

»Es gelingt Bennett, sein angeblich so hart gesottenes, modernes Publikum mit jeder dieser ziemlich schmutzigen Geschichten, die er genüsslich entfaltet, gewaltig aufzuschrecken.« (The New York Times)

Alan Bennett, 1934 in Leeds geboren, wurde durch seine Arbeiten für Film, Fernsehen und Theater bekannt, etwa sein Drehbuch für »The Madness of George III«. In Großbritannien gilt er als einer der führenden Bühnen- und Drehbuchautoren, die von ihm geschriebenen TV-Serien, in einigen wirkte er auch selbst mit, mit ihren spitzzüngigen Dialogen haben längst Kult-Status erreicht. Seit Mitte der neunziger Jahre schreibt Bennett auch Prosa. Bei Wagenbach sind von ihm unter anderem erschienen »Così fan tutte«, »Handauflegen«, »Miss Fozzard findet ihre Füße« und sein großer Erfolgstitel »Die souveräne Leserin«.