Dieser kurze Roman um das kurze Leben des behinderten Mädchens Ute berührt und schockiert, umso mehr, als dass ihre Geschichte wahr ist…

Denn Ute gab es wirklich im Heimatdorf von Corinna T. Sievers. Die Autorin verrät im Interview: „Was Ute durchmachte, ahnte jeder im Dorf, ich konnte ihr Gesicht, ihr Schicksal nie vergessen. Mit meinem Buch möchte ich ihr ein Denkmal setzen. Und damit allen gequälten Kindern.“

Die Autorin erzählt in düsterer Knappheit, frei von Larmoyanz und Schockeffekten, Utes Geschichte. 1966 geboren, wächst das Mädchen in Trostlosigkeit und Armut in einem westdeutschen Ostseebad auf. Geboren mit Hasenscharte und sechs Fingern an jeder Hand, unerwünscht. Der Vater verlässt wegen Ute die Mutter, eine Alkoholikerin, er wollte lieber einen Sohn, einen gesunden. In der Schule wird das Mädchen gedemütigt und ausgeschlossen. Sie ist zwar behindert, aber nicht dumm, zieht sich zurück. Wird vom Stiefvater sexuell missbraucht – Mutter und Großmutter wissen bescheid, greifen nicht ein.

“Schön ist das Leben” erzählt aber auch einer zarten Liebe zum türkischen Mitschüler Volkan, der als Ausländer ebenfalls ein Außenseiterdasein führt. Doch auch Volkan lässt Ute allein.

Schließlich rächt sich Ute an ihren Peinigern, den hänselnden Mitschülern, dem Stiefvater, der stillschweigend duldenden Mutter.

Knapp 100 Seiten, die bestürzen und zornig machen, mit einem Ende, das Diskussionsstoff bietet. Schwer zu ertragen, aber unbedingt lesenswert!

Corinna T. Sievers, die auf der Insel Fehmarn geboren wurde, wuchs an der Ostsee auf. Sie studierte Politik, Medizin und Zahnmedizin in Hamburg, Frankfurt und Kiel, hat zwei Kinder und arbeitet als Kieferorthopädin in Zürich. 2010 erschien ihr Debütroman “Samenklau”.