Liebesdienst von Howard Jacobson

Petra Bohm | Posted 12/11/2012 | Die Redaktion empfiehlt | Keine Kommentare »

Dieser Roman von Howard Jacobson wurde jetzt endlich ins Deutsche übersetzt, nachdem der Autor mit der “Die Finkler-Frage”, die 2010 den Booker-Preis erhalten hatte, sich auch hier einen Namen gemacht hat. Entstanden ist diese boshafte, intelligente und auch witzige Liebesgeschichte bereits im Jahr 2008…

Ein subtiler, trockener und manchmal auch wirklich fieser Witz scheint überhaupt ein Markenzeichen des britischen Autors zu sein, von dem leider erst zwei Werke auf deutsch erschienen sind und der als ein ganz großer Romancier von Experten inzwischen oft in einem Satz mit den Amerikanern Philip Roth genannt wird.

Trotz des literarischen Anspruchs ist “Liebesdienst” unterhaltsam, sogar spannend zu lesen. Und ja “Stellen” gibt es auch, obwohl der erotische Aspekt nur in der Gedankenwelt des Haupt-Protagonisten stattfindet. Dieser herrlich böse Ich-Erzähler Felix Quinn ist krankhaft eifersüchtig und nimmt den Leser mit in seine kranke Gedankenwelt.

Liebesdienst ist ein zugleich hinreißend und monströs innerliches Buch. Es zu lesen heißt, sich auf eine Reise mit jemandem zu begeben, der so verrückt ist, dass man sich heillos verirrt.” New York Times Book Review

Durch die amüsante Überzeichnung seiner Charaktere sorgt der 70jährige Jacobson für die notwendige komische Distanz beim Leser. Antiquar Felix ist ein unverbesserlicher pathetischer Melodramatiker, der sich beim Konzertbesuch durch alle Sätze hindurch weint und am liebsten Rotwein trinkend und Kunstliedern lauschend in seinem Arbeitszimmer hockt. Seine Obsession ist die Eifersucht, die er pflegt und sich an ihr berauscht. Denn “Wo keine Eifersucht ist, da ist auch keine Liebe”. So plant er sein eigenes Betrogenwerden, das Fremdgehen seiner von ihm geliebten wunderbaren Frau mit einem jüngeren und in seinen Augen attraktiven Mann, dem Universitätsdozenten Marius. Anfangs malt er ihn sich nur als Hauptfigur in einer Fiktion voller Wollust aus – Marius‘ Hände auf dem Körper seiner eigenen Frau Marisa –, doch dann wünscht er sich, dass die Fiktion Wirklichkeit wird. Über viele Monate hinweg studiert er den Auserwählten, seine Interessen, Gewohnheiten, Vorlieben, bis der Tag kommt, an dem Felix die beiden einander endlich begegnen lässt.

Hier gibt es ausführliche, interessante (und positive) Rezensionen zu “Liebesdienst”. Hendryk M.Broder schreibt in der WAMS: “…In seinem Roman “Liebesdienst” holt Howard Jacobson das verlorene Terrain zurück. Seit Vladimir Nabokovs Professor Humbert Humbert an einer unheilbaren Liebe zu Lolita erkrankte, hat kein Mann in einem Roman schöner gelitten.”

WAMS
dradio.de
NDR

Howard Jacobson, 1942 in Manchester geboren, hat bisher zwölf Romane und vier Sachbücher vorgelegt. Jacobson zählt zu den renommiertesten Autoren Großbritanniens, er hat schon viele literarische Ehrungen für seine Romane erhalten, und “Die Finkler-Frage” wurde 2010 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten Literaturpreis der englischsprachigen Welt. Liebesdienst ist der zweite Roman, der von Jacobson auf Deutsch erscheint.

Share and Enjoy:
  • Print
  • Digg
  • Sphinn
  • del.icio.us
  • Yahoo! Bookmarks
  • Facebook
  • Mixx
  • Google Bookmarks
  • Blogplay
  • LinkedIn
  • StumbleUpon
  • Twitter
  • RSS

Titel:
Liebesdienst: Roman

ISBN-13:
9783421044068

Autor:
Howard Jacobson

Verlag:
Deutsche Verlags-Anstalt

Kommentar verfassen

Connect with Facebook

Buch kaufen

Leseprobe