In „Die Liebe in groben Zügen“ erzählt Bodo Kirchhoff die Geschichte von Vila und Renz, einem Frankfurter Ehepaar, das wie der Autor selbst, jeden Sommer im eigenen Haus am Gardasee verbringt. Die Ehe des Drehbuchautors und der Moderatorin hält bereits Jahrzehnte, trotz aller Schwierigkeiten und Renz’ Fremdgeherei, doch in diesem Sommer verliebt nicht nur er, sondern auch seine Frau Vila sich in jemand anderen. Was nun? Ansprechen, was geschieht, und riskieren, dass der andere geht – oder schweigen in der Hoffnung das alles beim Alten bleibt, bei der Gewohnheit. Zwei Möglichkeiten, zwischen denen Vila und Renz sich entscheiden müssen, ohne zu wissen, welcher Weg die größere Chance auf eine glückliche Zukunft birgt.

Seit dem Sommer ist „Die Liebe in groben Zügen“ in der Frankfurter Verlagsanstalt erhältlich, im Herbst stand der Titel auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis, ganze elf Jahre lang hat Bodo Kirchhoff an seinem Roman über die Ehe geschrieben. In „die Liebe in groben Zügen“ lotet er nun unser aller Grenzen aus. Die Grenzen der Figuren, des Lesers, aber auch seine eigenen, denn in den großen Eheroman flossen durchaus persönliche Erfahrungen ein, auch wenn Renz und Vila frei erfunden sind. Dem ersten Impuls, sich bei dem Versuch die Ehe unter die Lupe zu nehmen selbst zu schonen, verwarf Kirchhoff übrigens, nachdem seine Frau das Manuskript für „nicht radikal genug“ befand.

Für Bodo Kirchhoff selbst ist der große Wert einer Ehe, das wird bei der Lektüre klar, ihre Dauer, das, was alle Beteiligten investiert haben, zu wertvoll, um es leichtfertig wegzuwerfen. Trotzdem hinterfragt er in dem 670 Seiten starken Roman das fragile System einer Langzeitbeziehung auf schonungslose Art und Weise und überprüft es auf seine Tauglichkeit. Mitunter kommt er dabei zu schmerzhaften Erkenntnissen, aber auch zu dem Schluss, das der Versuch eine Partnerschaft aufrechtzuerhalten keinesfalls sinnlos ist.