Gott im Unglück

admin | Posted 25/01/2013 | Belletristik, Fantasy | Keine Kommentare »

Kennen Sie solche Tage, an denen der Wecker zu spät klingelt, man sich den Daumen in der Autotür einklemmt und sich fünf Minuten vor dem wichtigen Meeting der Kaffee über das Hemd bzw. den Rock ergießt? Dann hilft nur noch beten – denn offensichtlich haben Sie genau das in letzter Zeit ein wenig zu sehr schleifen lassen…

„Nec tempora perde precando! Verliere keine Zeit durch Beten!“ – so schrieb es der römische Dichter Ovid anno dazumal, das muss so irgendwann um die Zeit Jesus Christus’ gewesen sein. Eigentlich erstaunlich, denn gerade die Römer hätten mit ihrem Polytheismus – ähnlich wie die alten Griechen – genug damit zu tun gehabt, die Gunst der Götter für sich zu gewinnen. Und sie waren ja auch fleißig, mit all den Tempeln und Opferaltaren, von denen viele heute nur noch Trümmerhaufen sind. Dabei ist es gar nicht so schlecht, Anhänger zumindest eines Gottes zu sein. Ein Opferlamm da, ein wenig Selbstverstümmelung hier, das alles zu Ehren des eigenen Herrn – und als Ausgleich klappt es mit der Beförderung, dem materiellen Wohlstand oder dem Glück in der Liebe.

So sieht die Welt zumindest in A. Lee Martinez’ neu auf Deutsch erschienenem Roman „Gott im Unglück“ aus. Natürlich sind auch hier die Zeiten moderner geworden: seinen Gott sucht man sich heutzutage auf einem Onlineportal aus. Hat man die Wahl getroffen, werden komplizierte Verträge unterschrieben (denn natürlich ist es rechtlich gesehen ein recht schwieriges Unterfangen, alleine schon in Sachen Haftung, wenn der göttliche Zorn auf die Erde niederfährt. Oder hätten Sie Lust dafür geradezustehen, wenn Thor mit seinem Donnerhammer den Asphalt vor ihrer Haustür gesprengt hat, woraufhin sämtliche Autos der Nachbarn von der Erde verschlungen wurden, nur, weil ihm in Asgard schon wieder langweilig wurde? Eben!), man verpflichtet sich zu diversen Gegenleistungen (je nach Größe der Gottesmacht gibt es kleine und große Opfer) und schon ist einem das Glück, die Liebe oder die Muse hold.

Phil und Terry, ein recht durchschnittliches Paar, haben sich jahrelang gegen einen eigenen Gott gesträubt (ein bisschen Boykott von Modetrends schadet ja nie). Aber nun, da alle, die sich „einen Gott halten“, Karriere machen, entscheiden sie sich für den großen Schritt. Nach langer Suche findet sich auch einer, der zu ihnen passt: Luka, der Waschbärengott „des Glücks und des Wohlstands“. Und alles, was er als Gegenleistung erwartet, ist ein kleines Zimmer im Haus der beiden.

Fortan wird das Leben des Paares tatsächlich besser. Aber: „Gott im Unglück“ wäre ja kein besonders spannendes Buch, wenn hinter dem Waschbären nicht mindestens noch die Rache einer verschmähten Liebe und ein garstiges Gottes-Wesen aus dem Untergrund her wären.

Der Amerikaner A. Lee Martinez hat auch mit dem vorliegenden Werk ein äußerst humorvolles Buch aus dem Phantastik-Genre geschaffen. Ein Highlight ist die Beschreibung der menschlichen Traumwelt, in der Morpheus herrscht. Wer den Stil eines Terry Pratchett liebt, wird sich bei diesem Buch ebenfalls bestens unterhalten fühlen.

Text: Dominik Roth

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Titel:
Gott im Unglück: Roman

ISBN-13:
9783492267526

Autor:
A. Lee Martinez

Verlag:
Piper Taschenbuch

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