Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen
Petra Bohm | Posted 15/01/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »Die Hamburger Rechtsanwältin Paula verliebt sich in den Sohn eines russischen Mandantenpaares, den diese als Dolmetscher mitgebracht haben, denn auch nach 18 Jahren in in ihrer neuen Heimat sprechen sie kaum ein Wort Deutsch. Der Immigrantensohn aus Moskau hat alles, was Paula bei Deutschen Männer vermisst: Artjom kann Gefühle zeigen, hat charmant altmodische Umgangsformen, ist witzig und leidenschaftlich und dann ist da noch diese wunderbare Stimme… So heiraten die beiden schneller, als es die Vernunft Paula eigentlich vorschreiben sollte.
Denn sie hat mit ihrem russischen Gatten Artjom nicht nur in dessen Sippe eingeheiratet, diese wird auch noch angeführt von der – sagen wir mal etwas exzentrischen – titelgebenden Schwiegermutter Darya. Die ist laut und korpulent, liebt Highheels und Leopardenmuster und ist nicht gewillt, sich irgendeiner Instanz zu beugen, weder der Vernunft, noch der Polizei. Die Männer trinken Wodka und lieben teure Kleidung, die nach mitteleuropäischem Geschmack irgendwo zwischen Zuhälter und südamerikanischem Großgrundbesitzer changiert. Klar, dass das Zusammentreffen dieser Mentalität mit dem bürgerlichen Hamburger Leben zu allerlei Katastrophen führt.
Aber es hagelt in diesem Roman nicht nur wirklich liebevoll komisch beschriebene Klischees über unsere osteuropäischen Nichtganznachbarn, sondern es gibt auch eine gefühlvoll geschilderte Geschichte über die Liebe zweier höchst unterschiedlicher Partner.
Ja, natürlich ist das Ganze knapp vor albern, aber das hohe Erzähltempo und die bildreiche Sprache der Autorin, ziehen einen blitzschnell in den (filmreifen!) Plot hinein. Und so grinst man beim Lesen der rund 300 schnell gelesenen Seiten ständig amüsiert vor sich hin. Prima Lektüre für einen Cluburlaub in einem von Russen besetzten türkischen All-Inclusive-Hotel, den Flug nach Moskau, Frauen, die vor haben, sich mit einem russischen Mann einzulassen und natürlich Hamburgerinnen.
Autorin Alexandra Fröhlich weiß übrigens, wovon sie schreibt, war sie doch selbst mit einem Russen liiert und entwickelt in Kiew ein neues Frauenmagazin.