Das trübe Wetter zum Jahresanfang gibt Anlass, sich auch beim Lesen mal mit düsteren Themen zu beschäftigen. Sophie Dannenberg zeichnet in ihrem neuen Roman ein schonungsloses Bild der modernen Psychiatrie…

Auf den real existierenden Berliner Teufelsberg mit den markanten Gebäuden einer ehemaligen amerikanischen Abhörstation aus Zeiten des kalten Krieges hat die Autorin eine fiktive psychiatrische Klinik gelegt. Und hier, auf diesem Müllberg aus Weltkriegstrümmern, wird nun “menschlicher Müll”, werden kaputte Existenzen “entsorgt”.

In der “Cardea” gibt es zwei streng geteilte Stationen: eine für Privatpatienten mit eigenem Wintergarten und teurem Porzellan (auf dem jedoch der gleiche miese Essen wie in der anderen Hälfte serviert wird) und einer geschlossenen Abteilung. In 9 Kapiteln lernt der Leser jeweils die Geschichte eines Patienten aus dessen Perspektive kennen, dabei entwickelt sich wie nebenher eine spannte Geschichte mit unerwartetem Ende.

In sehr spezieller, wortgewaltiger Sprache lässt Sophie Dannenberg den Leser bald zweifeln. Wer ist hier eigentlich verrückt? Die Patienten oder die Ärzte? Wer ist Opfer, wer Täter? Und wessen Realität ist nun die “Wirklichkeit”? Neben diesen großen Fragen zur Existenz geht es aber auch um Fehldiagnosen und zweifelhafte Behandlungsmethoden, Hilflosigkeit auf beiden Seiten und einen nur nach außen strahlenden Professor. Und so bietet das Buch eine spannende und interessante Mischung aus Roman und Sachbuch…

Keine leichte Kost, aber lesenswert. Am besten einen Blick in die Leseprobe werfen und sich von Sophie Dannenbergs Sprache gefangen nehmen lassen…