Der Algorithmus der Liebe

Petra Bohm | Posted 25/03/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »

Charmante, unterhaltsame Lektüre für einen Karfreitag im Lesesessel oder im Bett! Titel und Cover lassen leider “nur” auf eine Liebesgeschichte schliessen (und ja – die gibt es auch), zunächst geht es aber um eine ungewöhnliche Erfindung – und die passt sogar thematisch zum Karfreitag…

Ja, die Wiederauferstehung…
Wie wäre es, wenn ihr mit einem geliebten aber verstorbenen Menschen Kontakt mailen oder videochatten könntet, wohl wissend, dass es sich nicht um einen okultistischen oder parapsychologischen Kontakt ins Jenseits handelt sondern nur um eine “Projektion”? Hilft dies bei der Bewältigung der Trauer oder macht es die Situation nur noch schlimmer? Diesem Thema hat sich Laurie Frankel in ihrem klugen Cyber-Märchen angenommen.

Ich-Erzähler Sam arbeitet in Seattle als Programmierer bei einer Agentur für Online-Dating. Großes Problem solcher Portale ist bekanntlich, dass Singles dort zwar versuchen, sich selbst und ihre Wünsche in ellenlangen Fragebögen darzustellen, durch ein falsches Selbstbild jedoch häufig trotzdem nicht den richtigen Partner finden. Der Auftrag von Sams Chef lautet daher, einen Algorithmus zu finden, der jedem aufgrund verborgener Parameter den “perfekten Partner” zuordnet. Sam gelingt durch Analyse von Email-Verkehr und anderen Spuren, die jeder Mensch online hinterlässt, diesen “Algorithmus der Liebe” zu programmieren UND er findet als sein erster eigener Kunde tatsächlich seine große Liebe: Meredith, die in der Marketing-Abteilung des Unternehmens arbeitet.

Doch Sams Chef kippt die Umsetzung der Idee, da so eine schnelle, erfolgreiche Partnervermittlung die Umsätze der Firma mangels jahrelanger Beiträge ruiniert, und feuert den genialen Programmierer. Als Merediths geliebte Oma Livvie stirbt, wünscht sie sich, nur noch einmal eine Email von dieser zu erhalten. Um Meredith in ihrem Kummer zu helfen, erarbeitet Sam ein neues Programm: Aus allen Briefen und Gesprächen, die Livvie über E-Mail und Video-Chat auf dem Computer hinterlassen hat, erstellt der Algorithmus eine letzte Mail an Meredith. Das Ergebnis ist so tröstlich, dass Sam und Meredith sogar eine Geschäftsidee daraus entwickeln: RePrise – eine Firma, die virtuelle “Gespräche” mit Verstorbenen ermöglicht.

Über die Hälfte der rund 400 Seiten beschäftigen sich höchst intelligent und unterhaltsam, mit der Entwicklung und Problemen dieser ziemlich schrägen, aber spannend und glaubhaft dargestellten Idee. Spannend, denn in Zeiten von facebook ist das Thema der Spurensuche und Datensicherheit top aktuell. Die Geschäftsidee läuft – aber ist sie auch moralisch vertretbar? Die sympathischen Protagonisten lassen sich auch durch einige Hindernisse nicht von ihren gemeinsamen Plänen abbringen. Doch dann passiert etwas Schreckliches, die große Liebe zwischen Sam und Meredith steht plötzlich auf dem Prüfstand…

Das Buch bietet also viel mehr als “nur” eine Liebesgeschichte, ist leicht, aber keinesfalls platt geschrieben, frei von parapsychologischem Schmu und dabei spannend und auch zum Nachdenken anregend. Was will man mehr von einem Pageturner?

400 Seiten für FreundInnen von Unterhaltungsliteratur – in einem Rutsch zu lesen und danach auch bestens für ältere weibliche Teenager zum Weiterreichen geeignet.

“Glamour” schreibt: “Fans von “Zwei an ein einem Tag” werden diesen originellen Roman lieben”. Stimmt.

P.S. Lieber Heyne-Verlag – wer hat sich bloß dieses Cover ausgedacht…

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Titel:
Der Algorithmus der Liebe: Roman

ISBN-13:
9783453268364

Autor:
Laurie Frankel

Verlag:
Heyne Verlag

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