Max Bronski: DER TOD BIN ICH
admin | Posted 27/03/2013 | Krimi | Keine Kommentare »Es gibt in der deutschen Literaturszene ja immer wieder gewisse Strömungen – gerne, nachdem ein bestimmter Roman sich überaus erfolgreich verkauft hat: Die Jugendbücher mit ihren Zauberer-, Hexen- oder sonstigen Magierhelden, ausgelöst durch den „Harry Potter“-Boom. Die leider nicht tot zu bekommenden Vampirunholde, die ihre Renaissance mit den „Twilight“-Büchern erfuhren – und ganz aktuell gediegene Softporno-Möchtegernliteratur.
Eines hat es aber schon immer gegeben – offenbar beflügelt nichts so sehr die Phantasie von Autoren wie große, globale Verschwörungstheorien, gerne gekleidet im Gewand der Kriminal- oder Thrillerliteratur.
Klar, seit Dan Brown mit seinem Opus Magnum um den dauer-rechthaberischen Symbolologen Robert Langdon für Furore gesorgt hat, gibt es auch hier eine Schwemme an Büchern, welche die „Illuminati“-Vorlage als Blaupause benutzen. Dass davon nur ein Bruchteil überhaupt zur Unterhaltung taugt, ist kein Geheimnis – und auch Dan Brown selbst hat sich ja mit seinem letzten Roman „Das verlorene Symbol“ qualitativ eher in die Nesseln gesetzt.
Wie das Thema „Verschwörung“ ganz anders angefasst werden kann, zeigt ein – vermutlich – deutscher Autor.
Max Bronski ist bisher durch seine regionalen Krimis (noch so ein Genre, von dem es in den Buchhandlungen kein Entkommen gibt) aus seiner Heimat München bekannt geworden. Bösartig sind sie, aber auch außerordentlich klug. Vielleicht waren diese vier Romane aber auch nur eine Art Fingerübung, denn mit „Der Tod bin ich“ ist von ihm nun ein ganz anderes Kaliber im Verlag Antje Kunstmann erschienen.
Johannes Kepler – Werner Heisenberg – Erwin Schrödinger. Drei bedeutende Astronomen bzw. Physiker, von denen jeweils ein Zitat dem eigentlichen Roman vorweg gestellt ist – und die eine gute Exposition zur Leselust bieten.
Dazu aber gleich mehr – denn der eigentliche Beginn des Buches mündet in einem Mord. Ein ehemaliger Gutsverwalter wird während der Gartenarbeit durch einen Schuss in den Nacken getötet. Später findet man auf seinem Grab eine „Botschaft“: zwei Dreiecke, die übereinander liegen. Nun braucht es nur noch einen tragfähigen Charakter, der sich bemüßigt fühlt, das Rätsel zu entziffern: der neue Gutsverwalter namens Tino Senoner ist dafür genau der Richtige. Aber – die Auflösung liegt nicht wirklich in der Gegenwart.
Springen wir also zurück in die Zeit des „Kalten Krieges“. Berthold Oftenhain, ein aus der DDR geflohener Physiker, besitzt eine seltene Gabe: er kann Zahlen in Musik übertragen und schickt sich an, die große „Weltformel“ zu finden – die Formel, welche die Wechselwirkung aller Kräfte in der Natur (wie z.B. die Schwerkraft), erklärt. Das schmeckt vielen Geheimdiensten recht wenig – aber was genau hat der Physiker aus den 50ern mit dem Ermordeten zu tun? Und warum interessieren sich diverse „inoffizielle Stellen“ für den Toten?
Ein spannender Plot, eine sehr gut konstruierte Auflösung und überzeugende Charaktere sind die Pluspunkte, die „Der Tod bin ich“ vorweisen kann. Dazu steigert sich Max Bronski in ungeahnte Höhen der Fabulierkunst – und wenn er zwischendurch geschickt wissenschaftliche Details aus der Welt der Physik und Quantenmechanik einfließen lässt, dann durchaus so, dass auch ein Normalsterblicher das Ganze versteht.
Damit ist der Roman ein bisschen Gegenentwurf zu Dan Brown – eine komplexe Handlung, die nachvollziehbar ist, ummantelt in einer fast schon dichterischen Sprache.
Nun wäre es nur schön, wenn wir wissen würden, wer Max Bronski denn tatsächlich ist. Der Name ist ein Pseudonym, viele vermuten den Münchner Schauspieler Michael Fitz dahinter, weil er Bronskis bisherige Romane öffentlich gelesen hat. Ob Bronski nun tatsächlich aus München kommt und ein Theologiestudium abgebrochen hat, wie es der Verlag uns weismachen will, wissen wir nicht. Was wir wissen: „Der Tod bin ich“ ist ein erstklassiger Spionageroman mit Tiefgang.
Text: Dominik Roth