Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Petra Bohm | Posted 20/04/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »Ein origineller Titel, der auch meine Aufmerksamkeit auf dieses Buch gelenkt hat. Mir gefällt der Stil dieses Romandebüts, aber die zahlreichen Rezensionen bei einem sehr großen Onlinehändler gehen extrem auseinander – von 1 bis 5 Sterne ist alles dabei…
… Da hilft nur die “Extremrezensionen” durchzustöbern und auszuloten, welcher Leserschaft man wohl eher angehört, denn die Leseprobe ist leider recht kurz und bietet keinen wirklichen Einblick.
Ganz klar ist: Es handelt sich nicht, wie man vielleicht vermuten mag, um einen Slapstickroman im Stil von Tommy Jaud, bei dem man alle paar Seiten laut loslachen muss. Unter dem angepriesenen “Britischen Humor” verstehe ich auch etwas anderes, aber trotzdem hat mich dieses sprachverliebte Romandebüt des Architektur- und Design-Journalisten gut unterhalten.
Dessen Affinität zur Architektur merkt man dem Buch an – die Schilderung der Designerwohnung mit den titelgebenden pflegebedürftigen Holzfußböden ist gekonnt und originell und bildet auch den zentralen Schauplatz des Romans. Die Wohnung liegt in einer unbenannten, osteuropäischen Hauptstadt und der namenlose Ich-Erzähler soll diese samt zweier Katzen für einige Zeit hüten, da deren Besitzer, sein alter Studienkumpel Oskar, in Los Angeles weilt, um sich scheiden zu lassen. Oskar ist nicht nur ein aufmerksamer Gastgeber, sondern auch ein Pedant und Kontrollfreak, denn er hat überall in der Wohnung Zettelchen mit Anweisungen und Verboten verteilt und bittet auch besonders, den kostbaren Holzboden zu schützen. Das geht – man ahnt es schon – gründlich schief – Tag für Tag kommt es zu immer neuen Kataströphchen und Katastrophen mit steigender Tendenz. Und wie nebenbei erfährt man einiges über die Beziehung zwischen den beiden alten Freunden. Doch kurz bevor diese komplett den Bach hinuntergehen könnte, gibt es dann noch eine überraschende Wendung, denn es geht eben auch um die nachhaltige Pflege von Beziehungen.
Die Sunday Times trifft es eigentlich sehr gut:
“Die Stärke des Romans liegt in der lakonischen Beschreibung des Kampfes zwischen Chaos und Ordnung”
Trotz gemischter Kritiken: Lesenswert!